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Heizen mit Stroh – erneuerbare Wärme aus der Landwirtschaft

Die Verbrennung

Stroh und anderes Halmgut haben einen deutlich höheren Aschegehalt als Holzbrennstoffe. Eine typische Holzfeuerung ist daher nicht für die Strohverbrennung geeignet. Strohheizkessel entfernen die Asche mittels bewegter und gegebenenfalls gekühlter Roste zuverlässig von selbigem und tragen sie aus dem Kessel aus, aus diesem Grund sind die Anlagen teurer als Holzheizungen vergleichbarer Leistung. Eine Kühlung im Glutbettbereich ist zur Vermeidung von Ablagerungen notwendig, da halmgutartige Brennstoffe deutlich geringere Ascheerweichungstemperaturen als Holz haben.

Miscanthus enthält zirka vier Prozent Asche, Getreidestroh etwa fünf bis sechs Prozent und Gräser/Heu bis neun Prozent, während Holz einen Aschegehalt von nur zirka 0,5 bis zwei Prozent hat. In einer Strohheizung fällt die Asche in Form von Rost-, Zyklon- und Filterasche an. Letztere muss entsorgt werden, während Rost- und Zyklonasche als Düngemittel oder für die Düngemittelherstellung dienen können.

Bei den Feuerungen werden verschiedene Bauarten angeboten. Kleinanlagen sind bereits ab zehn kW Nennwärmeleistung erhältlich, meistens in Form von Schüttgutfeuerungen, die das Halmgut in geschnittener, gehäckselter oder pelletierter Form verbrennen. Ganzballenfeuerungen gibt es in Deutschland in einem Leistungsbereich von zirka 70 bis 1.000 kW. Sie werden entweder automatisch beschickt oder per Traktor oder Teleskoplader bestückt. Automatisch beschickte Anlagen verfügen über selbsttätige Ballenauflöser, sie versorgen in Deutschland unter anderem Sauen- und Geflügelställe, Gewächshäuser oder über Nahwärmenetze ganze Ortsteile.

Die Wirtschaftlichkeit

Die Kostenstruktur von Öl- und Strohheizungen unterscheidet sich diametral. Während bei ersterer die Kapitalkosten vergleichsweise niedrig und die Brennstoffkosten hoch sind, verhält es sich bei einer Strohfeuerung genau umgekehrt. Deshalb ist für die Wirtschaftlichkeit einer Strohheizung eine hohe Anlagenauslastung entscheidend, die vor allem landwirtschaftliche Veredelungsunternehmen erreichen können.

Die Bereitstellungskosten des Brennstoffs im eigenen Betrieb liegen je nach betrieblichen Gegebenheiten zwischen 42 und 106 Euro. Die etwas höheren Marktpreise beliefen sich in Mecklenburg-Vorpommern seit 2009 auf im Schnitt rund 75 Euro pro Tonne ab Hof, bei einer Spanne von knapp 50 bis fast 140 Euro.

Beim Vergleich einer 600 kW-Praxis-Strohanlage mit einer durchschnittlichen Ölheizung gleicher Leistung zeigte sich, dass erstere bei einem Heizölpreis von 65 Cent pro Liter bereits bei einer jährlichen Auslastung von etwa 2.000 Stunden wettbewerbsfähig war. Die tatsächliche Auslastung der Anlage lag bei bis zu 4.500 Volllaststunden pro Jahr, damit ließ sich ein Wärmepreis von knapp vier Cent pro Kilowattstunde realisieren. Bei der Anlage aus dem Beispiel konnten Altgebäude für Strohlager- und Aufstellraum der Heizung weiter genutzt werden, zudem war die Auslastung sehr hoch. Als Sicherheit für die Wärmeversorgung blieb der alte Ölkessel stehen. Sind hingegen Neubauten erforderlich, ist die Auslastung gering oder wird womöglich ein neuer Redundanzkessel benötigt, können auch deutlich höher Wärmegestehungskosten anfallen. Eine sorgfältige Planung und die Hinzuziehung eines versierten Ingenieurbüros wird daher empfohlen.

Wettbewerbsfähigkeit einer Strohheizung (600 kW) (Quelle: M. Dietze)
Wettbewerbsfähigkeit einer Strohheizung (600 kW) (Quelle: M. Dietze)

Fazit

Eine Strohheizung eignet sich vor allem für Veredelungsbetriebe mit hohem Getreideanteil in der Fruchtfolge und günstigen baulichen Gegebenheiten (zum Beispiel Weiternutzung eines vorhandenen Öl- oder Gaskessels als Redundanzkessel möglich). Treffen diese Faktoren zusammen, stehen die Chancen für einen ökonomischen Vorteil gut.

Ferner sind Strohheizungen in Kombination mit Wärmenetzen auch für kommunale Liegenschaften oder Bioenergiedörfer eine interessante Option, um einen Beitrag zu Kreislaufwirtschaft und Energiewende sowie zur regionalen Wertschöpfung zu leisten. Die Wirtschaftlichkeit ist im Einzelfall zu überprüfen. Für die Akteure solcher Projekte spielen dabei auch Aspekte wie Unabhängigkeit in der Energieversorgung, langfristig planbare Kosten und Klimaschutz eine wichtige Rolle. Bei kommunalen Strohheizungen können die örtlichen Landwirte als Brennstofflieferanten eingebunden werden.

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. ist Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft in Deutschland. Dieser Artikel basiert unter anderem auf der Broschüre “Heizen mit Stroh. Wertschöpfung für Landwirtschaft und Kommunen” der FNR, die auf http://mediathek.fnr.de zur Bestellung oder zum Download zur Verfügung steht.

Weitere Informationen: http://heizen.fnr.de