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Energiespar-Contracting: Bekannt aber noch wenig genutzt

Umfrage
Die 60 Befragten schlüsseln sich in sieben Kategorien auf

Die Dienstleistung Energiespar-Contracting für öffentliche Liegenschaften ist inzwischen bei den meisten Entscheidungsträgern aus Politik, Verwaltung, Unternehmen und Banken bekannt. Doch nur die wenigsten waren bisher an konkreten Projekten beteiligt. Das hat eine Umfrage der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg ergeben. Die KEA empfiehlt, potenzielle Nutzer intensiver zu beraten, um Contracting stärker in der Fläche zu verankern. Dazu passt ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Das Interesse an Weiterbildungsmaßnahmen ist bei den Beteiligten stark ausgeprägt. Die Befragung wurde von August bis Oktober 2015 durchgeführt. An der Erhebung haben 60 Fachleute aus Deutschland teilgenommen. Die detaillierten Ergebnisse finden sich auf www.kea-bw.de in der Rubrik “Aktuelle Meldungen”.

Energiespar-Contracting ist ein gutes Werkzeug, dem Sanierungsstau bei knappen Haushaltskassen entgegenzuwirken. Derzeit sind die Förderbedingungen so gut wie nie. “Noch bessere Förderbedingungen für die Contracting-Beratung als wir sie jetzt haben, sind kaum vorstellbar”, sagt der Bereichsleiter Contracting bei der KEA, Rüdiger Lohse. Er warnt aber: “Die Fördermittel werden bald ausgeschöpft sein.” Lohse rät daher allen Kommunen und anderen Eigentümern von öffentlichen Gebäuden, etwa Krankenhäusern, Sozialeinrichtungen und Kirchen, die aktuellen Fördermöglichkeiten bald zu nutzen. Informationen dazu gibt die KEA an alle Interessierte weiter.

Um den besten Contractor für das eigene Projekt zu finden, ist eine umfangreiche und neutrale Beratung wichtig. Diese Dienstleistung bietet die Landesenergieagentur von Baden-Württemberg seit fast zwanzig Jahren Kommunen und anderen Beteiligten im Land an. “Wir wollen die Vorteile von Contracting bekannter machen und helfen, Berührungsängste von Interessenten abzubauen”, so Rüdiger Lohse. “Das Know-how von uns soll verstärkt dazu beitragen.”

In der KEA-Umfrage wurden nationale und lokale Entscheidungsträger, Projektentwickler, Contractoren, KMU, Banken und andere wichtige Akteure interviewt. Die meisten Befragten (98 Prozent) gaben an, das Konzept und die Idee des Energiespar-Contractings zu kennen. Viele (73 Prozent) konnten auch Beispiele benennen und kennen Contractoren (81 Prozent), die Energiespar-Contracting anbieten.

Weniger als die Hälfte der Befragten (46 Prozent) haben jedoch selbst Erfahrungen mit Energiespar-Contracting gesammelt oder waren gar bei der Entwicklung von Energiespar-Contracting-Projekten beteiligt (30 Prozent). Das Interesse an Weiterbildungsmaßnahmen ist mit 84 Prozent recht hoch. Dass sich Energiespar-Contracting in jedem öffentlichen Gebäude lohnt, davon gehen 20 Prozent der Befragten aus.

Der Nutzen des Einspar-Contractings liegt für die Meisten auf der Hand. Die meist genannten Vorteile sind die garantierte Einsparung (Kosten und CO2), die Investitionen ohne Eigenmittel, der Einkauf von Fachwissen, die Übertragung von Verantwortung und Risiko auf den Contractor und der Einsatz neuester Technik. Die wesentlichen Anreize für die Realisierung von Einspar-Contracting-Projekten sind nach Meinung der Befragten gute Praxisbeispiele, die Förderung der Projektentwicklung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA und das EU-Projekt InEECo (Förderprogramm der Europäischen Investitionsbank EIB) sowie die kommunale Aufgabe, Energieeffizienz voranzutreiben.

Die größten Nachteile sehen die Befragten vor allem in der Komplexität sowohl beim Vergabeverfahren und der Vertragsgestaltung als auch im Monitoring und der Berechnung der Energieeinsparung. Auch die Abgabe von Zuständigkeiten und damit verbunden ein geringes Vertrauen gegenüber der Contractoren sehen viele der Befragten als Hemmnis. Weitere genannte Nachteile sind das Risiko bei Nutzungsänderungen und die langen Vertragslaufzeiten.

Die Umfrage wurde im Rahmen des EU-Projekts EnPC-INTRANS durchgeführt. EnPC-INTRANS steht für “Capacity Building on Energy Performance Contracting in European Markets in Transition”. Das Vorhaben soll die Marktakzeptanz von Contracting in den beteiligten Ländern erhöhen und den Aufbau von Kapazitäten auf Anbieterseite sowie die Nachfrage unterstützen. Das Projekt wird gefördert über das Horizon 2020 European Union Research and Innovation Programm unter der Fördernummer 649639.

Weitere Informationen: www.kea-bw.de