Interview mit der Agentur für Erneuerbare Energien zum Thema „Bessere Konditionen für Sanierungen und energetische Einzelmaßnahmen“
Wir haben ein Interview mit Magnus Maier, Referent für Energiewirtschaft bei der Agentur für Erneuerbare Energien, zum Thema „Bessere Konditionen für Sanierungen und energetische Einzelmaßnahmen“ geführt.
DeinEnergieportal: „Anfang August 2015 wurden die Konditionen für das KfW-Programm ‚Energieeffizient Sanieren‘ verbessert. Der maximale Kreditbetrag für Sanierungen zu einem ‚KfW-Effizienzhaus‘ erhöhte sich von 75.000 Euro auf 100.000 Euro. Der Zinssatz beträgt jetzt 0,75 Prozent. Der maximale Tilgungszuschuss stieg von 22,5 Prozent auf 27,5 Prozent des Kreditbetrags. Außerdem ist es – je nach erreichtem energetischem Standard – nicht mehr erforderlich, den ganzen Kredit zurückzuzahlen. Damit werden Sanierungen auch für Gebäude interessant, bei denen sie sich vorher nicht unbedingt gelohnt haben. Wem würden Sie aufgrund der aktuellen Entwicklung empfehlen, jetzt konkret über eine Sanierung nachzudenken?“
Maier: „Um das Ziel der Bundesregierung eines klimaneutralen Gebäudebestands bis 2050 zu erreichen, reichen Energieeinsparmaßnahmen alleine nicht aus. Dafür müssen vor allem fossile durch erneuerbare Brennstoffe wie Pellets, Hackschnitzel oder Scheitholz ersetzt werden. Ein Blick in den Heizungskeller zeigt, dass 90 Prozent der Wärmeversorgung noch auf fossilen Brennstoffen beruht und über 70 Prozent der Heizungsanlagen in Deutschland veraltet und nicht mehr auf dem Stand der Technik sind. Ein Heizungsaustausch lohnt sich jetzt für die große Mehrheit der Hausbesitzer. Grundsätzlich sollte jede Anlage, die älter als 20 Jahre ist, in jedem Fall ausgetauscht werden. Immer mehr in den Fokus bei der energetischen Sanierung gerät auch die sogenannte Quartiersversorgung. Auf Quartiers- und Stadtteilebene ergeben sich sinnvolle Synergien für eine kosteneffiziente Sanierung. Viele dicht besiedelte Gebiete können durch ein gemeinsames Wärmenetz kostengünstiger versorgt werden, als wenn jeder Haus- oder Wohnungseigentümer eine eigene Heizungsanlage betreibt. Hier können dann Biogasanlagen oder andere Biomasseheizkraftwerke nicht nur für gemütliches Wohnen sorgen, sondern dank Kraft-Wärme-Kopplung auch für eine effiziente und saubere Stromversorgung aus heimischen Rohstoffen. Die KfW hält auch für solch größere Projekte interessante Förderprogramme bereit.“
DeinEnergieportal: „Auch die Konditionen für energetische Einzelmaßnahmen haben sich seit Anfang August verbessert. So gibt es jetzt Tilgungszuschüsse von 7,5 Prozent, sofern diese über einen KfW-Kredit finanziert werden. Investoren, die keinen KfW-Kredit nutzen, erhalten für Investitionszuschüsse verbesserte Konditionen. Der Staat übernimmt jetzt bis zu 30 Prozent der Investitionskosten energetischer Sanierungen für Ein- und Zweifamilienhäuser. Der Maximalzuschuss pro Wohneinheit erhöhte sich gleichzeitig von 18.750 Euro auf 30.000 Euro. Auch hier wieder die Frage: Für wen werden energetische Einzelmaßnahmen jetzt besonders interessant?“
Maier: „Der Austausch der alten Öl- oder Gasheizung durch eine moderne, umweltschonende Heizungsanlage auf Basis erneuerbarer Energien war dank staatlicher Förderungen noch nie so attraktiv wie heute. Neben den KfW-Krediten gelten seit April 2015 auch neue Fördersätze aus dem Marktanreizprogramm (MAP). Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bezuschusst erneuerbare Wärme mit mindestens 2.000 Euro. Die Zuschüsse für Pelletheizkessel sind jetzt doppelt so hoch wie vorher. Für eine Solar-Pellets-Kombianlage erhält man sogar eine Förderung von mindestens 6.000 Euro. In der Anschaffung sind Holzheizungen zwar teurer als Öl- oder Gasheizungen, die Brennstoffkosten sind jedoch deutlich niedriger, so dass sie sich häufig bereits nach wenigen Jahren bezahlt machen. Eine andere lohnende Einzelmaßnahme kann der Anschluss an ein Nahwärmenetz sein. Diese können die Heizenergie oft zu deutlich niedrigeren Preisen anbieten als der alte Heizölkessel. Auch in energieeffizienten Gebäuden kann eine Nahwärmeversorgung ökologisch und ökonomisch sinnvoll sein.“
DeinEnergieportal: „Bringen die genannten verbesserten Konditionen nur für Wohnungseigentümer Vorteile, oder können auch Mieter davon profitieren?“
Maier: „Je günstiger die Konditionen für die Eigentümer, desto weniger Kosten werden sie natürlich auf die Mieter umlegen. Von geringeren Brennstoffkosten profitieren die Mieter direkt. Heizungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energien bringen aber indirekte Vorteile für alle Bürger über die kommunale Wertschöpfung. Ein Euro Fördergeld löst bis zu acht Euro Investitionen aus. Dadurch erhöhen sich die Steuereinnahmen, was den kommunalen Kassen und den Bürgern vor Ort zu Gute kommt. Biowärme nutzt Ressourcen aus der Region und sorgt so dafür, dass die Wertschöpfung vor Ort bleibt. Bei einem Anschluss an ein Wärmenetz profitieren die Mieter auf jeden Fall von niedrigen und langfristig kalkulierbaren Heizkosten. Wärmenetze bieten oft auch die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung für alle Bürger, etwa wenn sie als Genossenschaft betrieben werden. So können auch Mieter Teilhaber der örtlichen Energieversorgung werden und haben zudem ein Mitspracherecht.“
DeinEnergieportal: „Was ist sonst noch in Zusammenhang mit den besseren Konditionen von Bedeutung?“
Maier: „Eigentümer sollten rasch handeln, denn im Herbst wird es immer schwerer, noch einen Installateur zu finden, der die neue Heizung rechtzeitig einbaut. Außerdem ist das MAP-Fördervolumen in diesem Jahr auf 360 Millionen Euro begrenzt und die Nachfrage nach den Fördertöpfen ist dank der gestiegenen Förderung enorm hoch. Deshalb sollte man jetzt umrüsten, um noch von dieser Förderung zu profitieren.“