Preise sinken, Einspeisevergütung bleibt stabil: Solar Cluster rät Hauseigentümern, die Anlage nicht zu klein zu dimensionieren
Investieren Hauseigentümer in diesem Jahr in eine Photovoltaikanlage, rechnet sich das noch mehr als zuvor. Sie profitieren zum einen von gesunkenen Preisen: Um drei bis fünf Prozent sind handelsübliche Solaranlagen im Jahr 2017 günstiger geworden. Zum anderen ist die Vergütung für den in das Stromnetz eingespeisten Solarstrom im Januar mit 12,20 Cent pro Kilowattstunde stabil geblieben – daran wird sich wohl bald auch nicht viel ändern. Und wer seinen Strom selbst verbraucht, der hat aufgrund der gesunkenen Investitionskosten und der teilweise gestiegenen Strompreise noch mehr Gewinn als im vorigen Jahr. Darauf weist die Branchenvereinigung Solar Cluster Baden-Württemberg hin. Bis zu sechs Prozent Rendite pro Jahr sind inzwischen möglich, mehr als viele andere Kapitalanlagen bieten. Dr. Jann Binder vom Solar Cluster rät Hauseigentümern, ihre Dachanlage möglichst groß zu dimensionieren. Die Rendite ist im Vergleich zu kleinen Anlagen genauso hoch, mit der Größe der Anlage steigt jedoch der jährliche Überschuss in Euro und die Absicherung gegen steigende Strompreise. Konkrete Berechnungen und Angebote für den Einzelfall bieten geeignete Handwerker aus der Region.
Seit einigen Jahren sind viele Verbraucher der Meinung, dass sich Photovoltaik überhaupt nicht mehr rechnet. Zwar ist die Einspeisevergütung seit 2009 drastisch gesunken: Von rund 43 Cent pro eingespeister Kilowattstunde auf nunmehr gut zwölf Cent. Das ist eine Reduktion um rund 70 Prozent. Im Gegenzug sind jedoch auch die Anlagen billiger geworden. Von 2009 bis Ende 2016 sanken die Kosten im Schnitt um 62 Prozent, im vergangenen Jahr kamen noch einmal mehrere Prozentpunkte dazu. Hinzu kommt: Die gefallenen Kosten haben seit 2012 dazu geführt, dass der Eigenverbrauch des Solarstroms günstiger ist als der Strom vom Anbieter. Das erhöht die Wirtschaftlichkeit der Solaranlage. Fazit: Solarstrom lohnt sich nach wie vor und sichert heute zusätzlich gegen steigende Strompreise ab.
Die grundlegende Einnahmequelle bei Photovoltaikanlagen ist die auf zwanzig Jahre staatlich garantierte Einspeisevergütung für den nicht selbst genutzten Strom. Sie ist seit nunmehr knapp zwei Jahren nur minimal gesunken – um 0,1 Cent pro Kilowattstunde. Bei voller Einspeisung des Solarstroms in das öffentliche Stromnetz wird, außer bei ganz kleinen Anlagen, bereits eine kleine, aber ansehnliche Rendite erzielt: Fachleute gehen von zwei bis vier Prozent pro Jahr aus. Tendenz steigend mit der Anlagengröße – wobei auch individuelle Bedingungen, etwa die Dachausrichtung und Verschattung, eine Rolle spielen. Steigern kann man den finanziellen Ertrag mit Eigenverbrauch, dann sind, je nach Lastprofil, Renditen von jährlich bis zu sechs Prozent möglich. Der Grund: Bei derzeit rund neun bis elf Cent Stromgestehungskosten pro Kilowattstunde für Anlagen zwischen zwei und zehn Kilowatt installierter Leistung (kWp) lässt sich bereits mit der Einspeisung in das Netz ein Gewinn von rund einem bis drei Cent pro Kilowattstunde erzielen. Wer eigenen Strom selbst verbraucht und dafür keinen Netzstrom kaufen muss, steigert den Gewinn für diesen Stromanteil sogar auf rund 14 Cent pro Kilowattstunde.
„Die Zahlen zeigen: Um Gewinn zu machen, brauchen Hauseigentümer den Strom in den meisten Fällen nicht selbst zu verbrauchen“, sagt Binder. „Wer es jedoch tut, der erhöht die Rendite.“ Wer den Anteil des selbst verbrauchten Solarstroms steigern will, muss seinen Stromverbrauch in die Sonnenstunden verlagern. Also etwa mittags die Waschmaschine anmachen, wenn der Himmel wolkenlos ist. Viele Wechselrichter und deren Auswerteplattformen zeigen an, wann Stromüberschuss aus der Photovoltaikanlage zu erwarten ist und daher größere Stromverbraucher im Haus sinnvollerweise angeschaltet werden können.
Da bei neuen Photovoltaikanlagen der Eigenverbrauch wirtschaftlich lukrativer ist als die Einspeisung, haben in den vergangenen zwei bis drei Jahren einige Hauseigentümer versucht, den Eigenverbrauch dadurch zu steigern, indem sie ihre Anlage bewusst klein dimensioniert haben. So können sie möglichst viel des selbst erzeugten Stroms ohne großen Aufwand selbst verbrauchen. Dass diese Vorgehensweise sinnvoll ist, ziehen Experten wie Binder in Zweifel. „Zwar steigt mit kleineren Anlagen die Eigenverbrauchsquote am erzeugten Strom. Durch den höheren Systempreis pro installiertem Kilowatt Leistung ist die Rendite jedoch ungefähr gleich hoch wie bei größeren“, erklärt der Photovoltaik-Spezialist. Denn große Anlagen sind pro kWp günstiger, da viele Kostenanteile für die Installation und den späteren Betrieb unabhängig von der Anlagengröße sind. „Kleine Anlagen sind daher aus wirtschaftlicher Hinsicht nicht besser“, so Binder.
Ein Beispiel zeigt es: Derzeit kosten schlüsselfertige Aufdachanlagen bis zehn kWp im Durchschnitt noch um die 1.300 Euro pro kWp. Kleine Zwei-Kilowatt-Anlagen sind teurer und liegen bei rund 1.550 Euro. Wer dagegen eine fünf Mal größere Anlage baut, verringert zwar den prozentualen Anteil des selbst verbrauchten Stroms, erhält aber durch die gesunkenen Anlagenkosten mehr Rendite aus der Einspeisung. Das Fazit: Die Gesamtrendite mit Eigenverbrauch ist in diesem Segment weitgehend unabhängig von der installierten Leistung.
Hauseigentümer sollten besser auf etwas anderes achten. „Der absolute Gewinn steigt mit der Anlagengröße. Wer ein geeignetes Dach hat, für den lohnt sich daher eine größere Anlage“, rät Binder. Das erhöht den jährlichen Überschuss um mehrere hundert Euro, trägt mehr zum Klimaschutz bei – und macht außerdem unabhängiger vom Strom aus dem Netz.
Die Unabhängigkeit ist ein weiterer Vorteil von größeren Photovoltaikanlagen: Je größer die Anlage wird, desto höher ist der Anteil am gesamten Stromverbrauch, der durch den eigenen Solarstrom gedeckt wird und daher nicht vom Stromlieferanten eingekauft werden muss. Bei einer kleinen Anlage von zwei kWp können Anlageneigentümer zwar bis zu 50 Prozent des Solarstroms selbst verbrauchen. Jedoch ist das dann auch nur ein kleiner Anteil am Haushaltstromverbrauch – nämlich rund 20 Prozent. Je größer die Solaranlage wird, desto weniger Strom muss vom Netz bezogen werden. Daher sind große Photovoltaikanlagen eine bessere finanzielle Absicherung gegen steigende Strompreise.
Auch von der Zehn-kWp-Grenze, ab der man 40 Prozent der EEG-Umlage, also derzeit 2,7 Cent pro Kilowattstunde, auf den eigenverbrauchten Strom bezahlen muss, sollten sich Eigentümer nicht abschrecken lassen. Bei den weiter sinkenden Anlagenkosten bedeutet jede Kilowattstunde selbst verbrauchter Strom immer noch rund 13 Cent Ersparnis. Eher größer dimensionieren, sollte daher die empfohlene Devise sein: „Möglichst so viel installieren, wie auf das Dach passt“, meint Binder. „Das lohnt sich für den Geldbeutel und ist gut für die Umwelt.“
Weitere Informationen: www.solarcluster-bw.de