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Energy Analytics ist ein globales Zukunftsthema

Ein Interview mit Michael Piekarzewitz, Leiter Energiemanagement bei der Weidmüller Gruppe.

DeinEnergieportal: „Welche Trends und Tendenzen sehen Sie für die diesjährige HMI? Was hat sich seit der letzten Messe getan?“

Piekarzewitz: „Der wohl wichtigste Trend ist derzeit, dass die Themen Digitalisierung und Automation zusammenwachsen. Das Energiemanagement bewegt sich stärker auf den Bereich der Steuerung zu. Es geht also um die Frage in Bezug auf energieeffiziente Produktion, wie mit den gesammelten Energiedaten Produktionsprozesse verbessert werden können. Bislang hat man dabei häufig noch historische Daten mit geringer Auflösung gesammelt. Doch der Trend geht zur Bereitstellung einer Infrastruktur für die Sammlung von Energiedaten in Echtzeit auf Sekundenbasis. Dazu muss in erster Linie die Erfassung funktionieren und es muss eine Übertragungsverbindung vorhanden sein, die mit großen Datenmengen umgehen kann. Dabei geht es meist darum, was man mit den Energie- und Prozessdaten tun kann, um Kosten zu minimieren.“

DeinEnergieportal: „Welche Rolle spielt Weidmüller in diesem Feld?“

Piekarzewitz: „Wir zählen zu den ersten Anbietern einer Energy Analytics Lösung, die wir zunächst für unsere eigene Produktion hier vor Ort in Detmold geplant und implementiert haben. Wir bedienen heute sowohl die konkrete Anwendung in der Produktion, bieten aber auch einen Blick auf die langfristige Perspektive. Das ist insbesondere im Hinblick auf die Agenda 2030 des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für nachhaltige Entwicklung interessant, die vermehrt neue Anforderungen an Unternehmen stellen wird. Zu diesem Zweck bieten wir eine Toolbox, mit der verschiedene Anforderungen abgebildet werden können. Wir können zum einen Energiedaten von Verbrauchern im Hinblick auf Anomalien analysieren. Zum anderen können damit Verbrauchsprognosen auf Fabrikebene dargestellt werden. Es geht immer darum, Stellhebel zu identifizieren, zu erkennen, welche Einflussmöglichkeiten sich bieten und welche ökonomisch sinnvoll sind.“

DeinEnergieportal: „Was zeigt Weidmüller an Neuentwicklungen im Rahmen der HMI?“

Piekarzewitz: „Wir zeigen zum einen den ecoExplorer 4.0, mit dem sich Energieströme individuell visualisieren, bewerten und optimieren lassen. Er erlaubt Energiecontrolling und Effizienzbewertung zugleich. Zudem zeigen wir in der Praxis, wie dieser in Echtzeit funktioniert. Für die echtzeitfähige Integration des Systems haben wir unter anderem drei Module entwickelt: die Erweiterung der Hardware und der Software sowie die Engineered Solutions. Wir reflektieren damit einerseits die Nachfrage am Markt nach Nachrüstungslösungen und andererseits die Veränderung der Kundenanforderungen von der reinen Erfassung in Richtung steuerungsrelevanter Prozesse. Wir haben zudem erste Piloten bei Kunden in der Anwendung; die aus der Praxis gewonnenen Erkenntnisse fließen wieder in die Weiterentwicklung unseres Lösungsportfolios für das Energiemanagement ein.“

DeinEnergieportal: „Wie sehen Sie die Zukunft ihrer Energy-Analytics-Lösung?“

Piekarzewitz: „Die Entwicklung auf den internationalen Energiemärkten wie auch im Bereich der Nachhaltigkeit zeigt, dass Energieverbrauch in der Industrie auf globaler Ebene in den Fokus rückt. In Kombination mit den neuen Möglichkeiten durch Vernetzung und Industrial Analytics ist Energy Analytics damit ein globales Zukunftsthema. Verschiedenste Anfragen aus den internationalen Märkten bestätigen unsere Ausrichtung.“

DeinEnergieportal: „Wie genau ist der Markt gestrickt?“

Piekarzewitz: „Viele Marktbegleiter bedienen mit ihrer Software den klassischen abrechnungsorientierten Weg, andere bieten Steuerungssysteme an. Aber genau die Verknüpfung beider Seiten ist ein gewisses Alleinstellungsmerkmal von uns – denn wir sind Software- und Hardware-Lieferant, als auch eigener Kunde.“

DeinEnergieportal: „Welche Themen beschäftigen Sie sonst?“

Piekarzewitz: „Relevant ist natürlich die digitale Infrastruktur, Stichwort Cloud Computing. Hier geht es vor allem um die zentrale Speicherung und Bearbeitung von Daten. Ein weiteres Thema sind erweiterte Geschäftsmodelle, weg von der Investition hin zu einer Berechnung von Verbrauch – ganz nach dem Motto Software as a Service. Der gesamte Markt steht erst am Anfang einer sehr spannenden Entwicklung, denn trotz der jüngsten Entwicklungen der erneuerbaren Energien und Effizienz sind weitaus drastischere Maßnahmen vonnöten, um das globale Klimaziel einzuhalten.“

Weitere Informationen: www.weidmueller.de