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Von der Kohle- und Stahlstadt zur Grünen Hauptstadt Europas – Essen eröffnet Hauptstadtjahr im Grugapark

Schon von weitem erkennt man die Tulpe auf dem Dach des Grugaturms (Jochen Tack)

Die Europäische Kommission zeichnet seit 2010 jährlich eine europäische Stadt mit mindestens 100.000 Einwohnern als “Grüne Hauptstadt Europas” aus. Voraussetzung für den Titel ist, “Umweltschutz und wirtschaftliches Wachstum in besonderer Weise zu einer hervorragenden Lebensqualität zu verbinden”. Dafür prüft die Jury, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Europäischen Kommission, der Europäischen Umweltagentur und führender Umweltorganisationen, die Maßnahmen, die unter anderem zur Verbesserung der Luft- und Wasserqualität, zum Natur- und Artenschutz und zur Bekämpfung des Klimawandels ergriffen werden. Ganz oben auf der Liste steht bei den europäischen Entscheidern die nachhaltige Entwicklung und Einhaltung der Umweltziele.

In diesem Jahr ist Essen nach der Kulturhauptstadt 2010 nun auch Grüne Hauptstadt Europas und damit die einzige europäische Stadt, die beide Titel tragen darf. Die Europäische Kommission begründete die Entscheidung vor allem mit der Vorbildfunktion der Ruhrmetropole, die den Strukturwandel von einer Kohle- und Stahlstadt zur grünsten Stadt in NRW vollzogen hat. Die Stadt Essen startet mit dem Grünen Hauptstadt-Jahr 2017 in eine Grüne Dekade: Der Emscherumbau wird 2020 abgeschlossen sein, im Jahr 2022 findet die Ergebnispräsentation der KlimaExpo.NRW statt und im Dezember erhielt die Region den Zuschlag für die Internationale Gartenbauausstellung 2027.

Im Rahmen einer künstlerisch inszenierten Eröffnungszeremonie wird Karmenu Vella, EU-Kommissar für Umwelt, die Stadt Essen am 21. und 22. Januar offiziell zur Grünen Hauptstadt Europas ernennen, bevor der Staffelstab von der scheidenden Titelträgerin 2016, Ljubljana, an Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen übergeben wird. Erwartet werden neben EU-Kommissar Vella weitere namhafte Vertreterinnen und Vertreter von EU, Bund und Land: Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, NRW-Umweltminister Johannes Remmel und Zoran Janković, Bürgermeister von Ljubljana.

Im Anschluss sind alle Bürgerinnen und Bürger zu einem Grünen Kultur- und Familienfest mit Illuminationen, Tanz, Theater, Klanginstallation, Lichterlabyrinth, Ausstellungen und vielem mehr, eingeladen. “Erlebe dein Grünes Wunder”, so lautet das Motto der Grünen Hauptstadt Europas – Essen 2017. “Schon mit der Eröffnung wollen wir zeigen, dass unsere Stadt vielfältige grüne Überraschungen zu bieten hat, die es lohnt, zu entdecken”, sagt Oberbürgermeister Thomas Kufen. Die Stadt erwartet, dass der Titel der Europäischen Kommission und das vielfältige Programm in diesem Jahr rund 500.000 Touristen nach Essen locken werden. “Wir wollen unseren Gästen zeigen, dass Essen sich gewandelt hat. Wer an Essen denkt, hat noch immer rauchende Industrieschlote im Kopf – dabei ist es hier durch und durch grün”, betont Simone Raskob, Umwelt- und Baudezernentin der Stadt Essen, die auch Projektleiterin der Grünen Hauptstadt ist.

Die Stadt Essen ist heute eine andere als in der Zeit von Kohle und Stahl – die Entwicklung von grau zu grün, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten die Agenda bestimmte, ist geglückt. Das ist an vielen Stellen im Stadtgebiet eindrucksvoll zu beobachten. Drei Stadtentwicklungsprojekte haben die Stadt Essen in den letzten Jahren besonders nachhaltig geprägt: Im Essener Stadtteil Altendorf sorgt der neu angelegte Niederfeldsee mit ergänzender Parkanlage und dem angrenzenden Wohnungsbau für mehr Lebensqualität. Ein weiteres Beispiel ist das an die nördliche Innenstadt angrenzende Universitätsviertel mit dem Universitäts-Park und dem Universitäts-See. Und dort, wo sich früher die Kruppsche Gussstahlfabrik befand, erstreckt sich heute der Krupp-Gürtel mit dem neuen Krupp-Park, ein Naherholungsgebiet mit See und Parkbepflanzung. Die Natur hat sich ihre Flächen zurückerobert. Und so soll es weitergehen. Erklärtes Ziel der Stadt Essen: 2020 soll es jeder Bürgerin und jedem Bürger möglich sein, von jedem Ort in Essen aus innerhalb von 500 Metern Grün zu erreichen. Die Grüne Hauptstadt will dieses Ziel nachhaltig beflügeln.

Ebenfalls ganz im Zeichen der Grünen Hauptstadt steht die Renaturierung der Emscher, eines der größten Infrastrukturprojekte Europas. Seit 1992 baut die Emschergenossenschaft insgesamt 400 Kilometer unterirdische Abwasserkanäle, die den Fluss und seine Nebenläufe vom Abwasser befreien – fertig gestellt wird das Projekt im Jahr 2020. Die Emscher mit über 80 Kilometern Länge und ihre Nebenläufe entwickeln sich so zu einem sauberen und lebendigen Flusssystem – das schafft neue Lebensqualität an den Emscherufern. Rückhaltebecken werden zu landschaftsarchitektonischen Aushängeschildern, in denen sich auch bereits wieder seltene Pflanzen- und Tierarten angesiedelt haben.

Ein anderes Beispiel der Verbesserung von Wasserqualität: In der Ruhr darf ab 2017 wieder geschwommen werden. Am Seaside Beach Baldeney entsteht eine erste offizielle Badestelle. Und darauf ist die Grüne Hauptstadt Europas 2017 besonders stolz: Europaweit darf man nur in Essen offiziell in einem Fließgewässer baden. Möglich macht das ein in Europa einzigartiges Frühwarnsystem, das die Wasserqualität überwacht.

Ein infrastrukturelles Aushängeschild der Region ist auch der Radschnellweg 1, der als 101 km lange Trasse zukünftig die Städte zwischen Duisburg und Hamm miteinander verbindet und somit der längste Radschnellweg der Welt sein wird. 1,7 Millionen Menschen wohnen am Rande des RS1 und 430.000 Arbeitsplätze liegen im unmittelbaren Einzugsgebiet. Nach der Fertigstellung der Trasse sollen jährlich 16.600 Tonnen CO2 eingespart werden. “Mit all diesen Projekten soll die Lebensqualität für die Essener Bürgerinnen und Bürger nachhaltig verbessert werden”, so Oberbürgermeister Thomas Kufen.

Weitere Informationen: www.essengreen.capital