ArtikelHeizung/Warmwasser

Besuch bei NIBE in Markaryd

Dr. Götz Güttich

Letzte Woche habe ich an einer Pressereise zu NIBE in Markaryd, Schweden, teilgenommen. Dort gab es die Gelegenheit, diverse Fertigungsanlagen zu besichtigen und sich über den aktuellen Status des Unternehmens zu informieren. Darüber hinaus stellte NIBE bei der Gelegenheit auch mehrere neue Produkte vor.

Die NIBE-Wärmepumpenfertigung. (Copyright NIBE Systemtechnik)

In einem kurzen Vortrag sprach Klas Dahlberg, Geschäftsbereichsleiter NIBE Climate Solutions (also Wärmepumpen), über die Geschichte des Unternehmens und die derzeitigen Aussichten. Der Name “NIBE” entstand aus der Abkürzung des Namens “Nils Bernerup”, der NIBE 1952 zusammen mit Christian Backer gegründet hat. Zunächst stellte das Unternehmen Heizkomponenten für den Haushalt her, dann Warmwasserbereiter. Die erste Wärmepumpe gelangte 1981 ins Portfolio. Seit 1997 wird NIBE an der Börse gehandelt und verfügt derzeit über fast 50 unterschiedliche Markten in verschiedenen Ländern. In Deutschland sind in diesem Zusammenhang “alpha innotec”, “Novelan” und “Waterkotte” zu nennen.

Herr Dahlberg bestätigte in seinem Vortrag, dass der Markt für Wärmepumpen derzeit – vermutlich kurzfristig – schlecht laufe, was auf unterschiedliche (politische) Faktoren in den verschiedenen Ländern zurückzuführen ist. Im letzten Jahr machte NIBE insgesamt 4,6 Milliarden Euro Umsatz und konnte ein Wachstum von 16,4 Prozent vorweisen. Die operative Marge lag dabei bei 14,9 Prozent.

Neben dem Geschäftsbereich “Climate Solutions”, der sich wie gesagt mit Wärmepumpen auseinandersetzt, existieren auch noch ein Geschäftsbereich namens “Elements” (für Windkraft, Sensoren für Wärmepumpen, Wärmetauscher, Heizstäbe, etc.) und ein Geschäftsbereich, der – vor allem in Nordamerika – Kamin- und Gasöfen bereitstellt. Die Wärmepumpen machen aber 65 Prozent des Umsatzes des Unternehmens aus.

Das Thema Gebäudeheizung spielt eine besonders wichtige Rolle, da Gebäude für 40 Prozent des globalen Energieverbrauchs verantwortlich sind. In Deutschland ist der Verkauf von Öl-Brenner-Heizungen im ersten Quartal 2024 um mehr als 30 Prozent angestiegen. Inzwischen gehen aber die Verkaufszahlen aller Heiztechnologien zurück, auch die von Gas und Öl. Im ersten Quartal dieses Jahres schrumpfte der gesamte Markt in Deutschland um 52 Prozent. Damit befindet er sich jetzt wieder auf dem Niveau von 2022. Die Grundbedingungen bleiben nach Ansicht von NIBE aber trotzdem positiv.

NIBE hat kürzlich etwa 500 Millionen Euro in seine Werke investiert. Da die derzeit erhältlichen Wärmepumpen zu großen Teilen handgefertigt sind, werden sich die Preise für die Systeme in den nächsten Jahren nicht entscheidend ändern. Die wichtigste Wärmepumpenkategorien bei NIBE sind Luft/Wasser-, Sole- und Abluftwärmepumpen.

Digitalisierung

Was die Smarten Funktionen der aktuellen Wärmepumpen angeht, so informierte uns Tim Olsson darüber, dass ein offenes API (Application Programming Interface) zur Verfügung steht, über das sich Drittanbieterdienste wie IFTTT (If This Than That) in das Heizsystem einbinden lassen. Die Wärmepumpen der S-Serie, die 2019 auf den Markt kamen, erhalten seitdem alle sechs Wochen Firmware-Updates. Bei den Anwenderinnen und Anwendern ist die Update-Bereitschaft sehr hoch: Nach neun Tagen sind bereits 33 Prozent der vorhandenen Systeme aktualisiert und 85 Prozent der Installationen verfügen über eine Software, die nicht älter als ein Jahr ist.

In Zukunft werden die ETSI-kompatiblen Systeme auch weiterhin um neue Funktionen ergänzt werden. Beispielsweise eine Photovoltaik-Solar-Voraussage mit Wetterbericht und einer “Model Predictive Control” (MPC) für die Raumthermostate. Dabei erhalten diese Input in Bezug auf das Wetter und verwenden die aktuelle Innentemperatur in Kombination mit diesem Input, um die Heizung bestmöglich zu steuern. Die letztgenannte Funktion ist für den Herbst angekündigt.

Die Neuheiten

Bei den neuen Produkten, die NIBE vorgestellt hat, handelt es sich einerseits um zwei neue Wärmepumpen und andererseits um eine neue Inneneinheit. Die Luft/Wasser-Wärmepumpen in Monoblock-Bauweise mit den Typenbezeichnungen “NIBE S2125-16” beziehungsweise “S2125-20” ergänzen das Segment der S2125-Außeneinheiten um zwei weitere Leistungsgrößen, also 16 beziehungsweise 20 kW. Die neuen leistungsvariablen Einheiten eignen sich für den Heizungstausch sowie für den Neubau im Wohn- und Gewerbebereich. Beide Wärmepumpen erreichen hohe SCOP-Werte von 5,30/4,08 bei 35/55 Grad, mitteleuropäisches Klima. Die Geräte, die mit dem Kältemittel R290 arbeiten, sollen in Deutschland Ende dieses Jahres auf den Markt kommen.

Die NIBE VVM S500 ergänzt das Programm aus kompakten und installationsfertigen Inneneinheiten für Luft/Wasser-Wärmepumpen in Monoblock-Bauweise. Die neue Inneneinheit der NIBE S-Serie bietet sowohl smarte als auch flexible Lösungen für Projekte mit hoher Gebäudeheizlast und hohem Warmwasserbedarf. Die Markteinführung in Deutschland ist ebenfalls für Ende des Jahres 2024 vorgesehen.

Die neue Inneneinheit der NIBE S-Serie eignet sich für Gebäude mit erhöhtem Wärme- und Brauchwasserbedarf im Neubau und Bestand. Als Kompaktgerät für Heizung und Warmwasser erfüllt sie in Verbindung mit der passenden Luft/Wasser-Außeneinheit standardmäßig die Anforderungen beider Disziplinen für viele Projekte.

Neben dem integrierten 500-Liter-Speicher, bestehend aus 420 Liter Brauchwasserwärmespeicher sowie 80 Liter Heizungspufferspeicher, umfasst die nahezu installationsfertige Inneneinheit alle wesentlichen Komponenten, die sonst aufwendig separat installiert werden müssen. Neben der smarten Regelung zählen dazu unter anderem leistungsgeregelte Ladekreis- und Heizkreispumpen, der Wärmemengenzähler sowie geregelte Umschaltventile.

In Verbindung mit einer Luft/Wasser-Außeneinheit der NIBE S2125-Serie kann beispielsweise eine Gebäudeheizlast von bis zu 8, 12, 16 oder 20 kW leistungsvariabel abgedeckt werden. Für eine Heizlast von bis zu 32 kW lässt sich eine Kaskade mit zwei S2125-16-Geräten einfach realisieren. Zudem können externe Wärmeerzeuger mit bis 25 kW Heizleistung angebunden werden.

Morgen werde ich noch über das “ectogrid”-Projekt schreiben, das wir im Rahmen der Reise in Lund besichtigen konnten.