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Sozialökonomische Modelle mit Solar-Gewächshäusern im Südosten Spaniens

In der Region zwischen Almería und der Küste Grenadas leben vierzehntausend Familienbetriebe von der Obst- und Gemüseproduktion unter Solar-Gewächshäusern. Sie haben gemeinsam ein Modell der Familienlandwirtschaft mit geringem Flächenbedarf entwickelt und sich in Genossenschaften zusammengetan. Zweiundsechzig Prozent ihres Verdienstes generieren sie durch regionalen Verkauf und den Rest durch Versteigerungen an den Großhandel. So steht dieses Modell für faire Löhne und Integration von Immigranten und die Stärkung von Frauen in allen Hierarchie-Ebenen. Außerdem fördert das Modell zahlreiche soziale Initiativen.

Solargewächshaus - Foto: CuTE SOLAR
Solargewächshaus – Foto: CuTE SOLAR

Genossenschaften und Auktionen

Eine Genossenschaft ist nach der Definition des Internationalen Genossenschaftsbundes “eine autonome Vereinigung von Personen, die sich freiwillig zusammenschließen, um ihre gemeinsamen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse und Bestrebungen durch ein Unternehmen in gemeinsamem Besitz und unter demokratischer Kontrolle zu erfüllen”. Daher beteiligt sich die Mehrheit der Solar-Treibhausbauern in Almería und an der Küste Granadas an einem fairen System, das ihre gemeinsamen Interessen berücksichtigt und zum Nutzen aller arbeitet. Die “alhóndigas” oder Auktionen bündeln die Produktion unabhängiger Landwirte, garantieren den freien Wettbewerb und bieten direkten Zugang zu den Märkten unter optimalen Bedingungen, wodurch ihre Position innerhalb der Lieferkette verbessert wird. Sowohl das “alhóndiga”- als auch das Genossenschaftssystem bieten den Bauern Zugang zu Finanzierung, technischer Beratung und zu neuen Technologien.

in Wirtschaftsmotor für Andalusien

Die solarbetriebenen Gewächshäuser im äußersten Süden Europas schaffen insgesamt 110.000 Arbeitsplätze, davon 78.000 in der Produktion, 24.000 in der Verarbeitung und 8.000 in landwirtschaftlichen Hilfs- und Zulieferbetrieben. Die lokale Verwurzelung aller Beteiligten und ihre Abhängigkeit von der landwirtschaftlichen Wertschöpfung in der Region machen umweltverträgliche Produktionsmethoden für sie zu einer gemeinsamen und grundlegenden Priorität.

“Wir streben jeden Tag danach, immer besser zu werden und weiterhin ein Arbeitsumfeld zu gestalten, zu entwickeln, das fair zu seinen Teilnehmern ist und einen positiven sozialen Einfluss hat”, sagt der Präsident des Verbands der Erzeugerorganisationen von Obst und Gemüse Andalusiens (APROA), Juan Antonio González. “Wir sind sehr stolz auf das, was wir bisher in Bezug auf soziale Nachhaltigkeit, Frauenrechte, Integration von Einwanderern, Sicherheit der Arbeitskräfte und Einkommensverteilung erreicht haben. Auch wenn es noch viel zu tun gibt, sind wir zuversichtlich, dass unser Arbeitsumfeld und unsere wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch zukünftig an der Spitze des weltweiten Agrarsektors stehen wird”, so González weiter.

Integration von Einwanderern

Die solare Gewächshauslandwirtschaft in Almeria und Granada ist auch ein Vorreiter für die Integration von Einwanderern in den Arbeitsmarkt. Ausländische Mitarbeiter mit mehr als 140 verschiedenen Nationalitäten stellen 65 % der Beschäftigten – doppelt so viel wie im spanischen Durchschnitt.

Das soziale Gewissen der lokalen Hersteller, die häufig über viele Jahre dieselben Angestellten beschäftigen, führte zu einer legalen Beschäftigung von durchschnittlich 32.000 Einwanderern. Die Löhne und Arbeitsbedingungen entsprechen allen Anforderungen der spanischen und europäischen Gesetzgebung und sind für alle Arbeitnehmer unabhängig von ihrer Nationalität gleich.

Gleichstellung der Geschlechter

Auch die Gleichstellung von Frauen entwickelt sich weiterhin positiv: 30% der Beschäftigten in den Solargewächshäusern sind Frauen, in den Bereichen Verpackung, Verkauf, Qualitätskontrolle, Distribution und Logistik sind es 70 %. Im den Bereichen Agrarwissenschaft und technische Beratung sind 30% der Beschäftigten Frauen.

Soziale Verantwortung

Die Arbeitsbedingungen im Sektor Solar-Gewächshaus-Produktion in Almeria und an der Küste Granadas entsprechen den europäischen Standards für gute Arbeitspraktiken (Kontrolle und Risikominderung). Um diese Kriterien zu garantieren, lassen sich die Produzenten von Experten in Fragen von Arbeit und sozialer Verantwortung technisch und methodisch beraten und werden von unabhängigen Unternehmen geprüft, um so die strikte Einhaltung der Gesetzgebung gewährleisten.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Initiativen zur Förderung gesunder Ernährungsgewohnheiten in Schulen und Spenden an Lebensmittelbanken, die die Führung und das Engagement des landwirtschaftlichen Modells von Solar-Gewächshäusern mit der Entwicklung sozialer Verantwortung ergänzen.

CuTE Solar (Cultivating the Taste of Europe in Solar Greenhouses) ist eine von der Europäischen Union (EU) mitfinanzierte Informations- und Förderkampagne, die vom Dachverband andalusischer Obst- und Gemüseanbauverbänden APROA-Spanien, dem branchenübergreifenden spanischen Obst- und Gemüseverband HORTIESPAÑA und dem europäischen Obst- und Gemüseproduktions- und Handelsverband EUCOFEL getragen wird. Ziel der Informations- und Förderkampagne ist es, Verbraucher über die nachhaltigen und umweltfreundlichen Produktionsmethoden in den Solargewächshäusern zu informieren. Insbesondere geht es dabei um die Produktqualität und die Anbaumethoden für Obst und Gemüse aus der EU, basierend auf dem Respekt vor Mensch und Umwelt. Die Kampagne läuft bis 2022 in den Zielländern Belgien, Deutschland und Spanien.