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Mieterstrom im städtischen Wohnungsbau

Städte rüsten sich für die Energiezukunft und realisieren immer häufiger Wohnbauprojekte mit dezentraler Energieversorgung. In Freiburg im Breisgau betrifft das nicht nur den Neubau. Auch im Zuge von Sanierungen werden entsprechende Maßnahmen realisiert, wie das Beispiel in Freiburg Haslach-Südost zeigt. Hier saniert die Freiburger Stadtbau, die größte Wohnungsbaugesellschaft Südbadens, bis Ende 2018 zwölf Wohngebäude mit gesamt 72 Wohnungen und stockt dabei um 24 weitere Wohnungen auf. Über zwölf miteinander vernetzte Mieterstromanlagen, mit einer Gesamtleistung von 320 Kilowatt Peak wird im aktuellen Projekt schon bald ein Großteil des benötigen Stroms vor Ort erzeugt. „Mit umgerechnet drei Kilowatt pro Haushalt ist es eine große Anlage. Wir rechnen damit, dass bei hoher Teilnahmequote rund 34 Prozent des erzeugten Stroms direkt vor Ort genutzt werden und eine Stromautarkie von 45 Prozent erreicht wird. Das heißt umgekehrt, dass im Mittel nur noch rund 55 Prozent des benötigten Stroms aus dem öffentlichen Netz stammen und die Stromkosten deutlich sinken“, sagt Florian Henle, Geschäftsführer des Ökoenergieversorgers Polarstern, der das Mieterstromprojekt umsetzt.

Freiburg ist mit seinen umfangreichen Maßnahmen ein Vorreiter in Sachen Klimaschutz und Energieeffizienz. Bis 2030 will die Stadt ihre Emissionen halbieren und bis 2050 klimaneutral werden. Mieterstrom ist dabei eine wichtige Säule. Das aktuelle Mieterstromprojekt in der Belchenstraße ist für die Freiburger Stadtbau ein Pilotprojekt. Läuft es erfolgreich, sollen künftig – insbesondere bei Neubaumaßnahmen – Mieterstrommodelle etabliert werden, heißt es dort. Und auch bei Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen werde die Anwendung von Mieterstrommodellen geprüft.

Bis etwa 2025 plant die Freiburger Stadtbau den Bau von 2.000 neuen Wohnungen, weitere 440 Mietwohnungen sollen saniert und modernisiert werden. Dabei wird bei Baumaßnahmen in Neubau und Bestand kommunaler Liegenschaften inzwischen grundsätzlich geprüft, ob zum mit einem Blockheizkraftwerk oder mittels Fernwärme geheizt werden kann, und zum anderen, ob im Gebäude Photovoltaik sinnvoll ist. „Das ist ein starkes Signal auch für andere Städte“, sagt Andreas Horn vom Beratungsbüro Energiewendeplaner, der die Freiburger Stadtbau bei der Ausschreibung des Projektes in Freiburg-Haslach beraten hat.

Eine besondere Herausforderung von Mieterstrom in Bestandsgebäuden ist immer die Teilnahmequote. Ein erfolgreiches Mieterstromprojekt braucht eine hohe Teilnahmequote der Mieter. Nur so kann ein hoher Anteil des erzeugten Stroms auch vor Ort genutzt werden und die Stromkosten können entsprechend sinken. Unterstützt wird das auch in diesem Fall durch eine regelmäßige Energieberatung der Mieter. Allgemein ist Mieterstrom nicht nur im Neubau, sondern genauso für den Baubestand bestens geeignet – auch wenn es hier aktuell seltener realisiert wird. „Die entscheidende Voraussetzung ist, dass das Dach gut in Schuss ist und mindestens weitere 20 bis 30 weitere Jahre dicht ist und hält, also entsprechend der Lebensdauer einer PV-Anlage“, weiß Andreas Horn. Ansonsten sei eine gleichzeitige Dachsanierung erforderlich.

„Photovoltaik und Mieterstrom lässt sich perfekt mit Blockheizkraftwerken, Elektromobilitätskonzepten und Sharing-Modellen kombinieren“, sagt Florian Henle von Polarstern. „Dank der technologieoffenen Schnittstellen können so weitere Dienstleistungen und Anlagen in Mieterstromprojekte integriert, die Energieeffizienz gesteigert und die CO2-Emissionen gesenkt werden.“ Mieterstrom übernehme so immer mehr eine aktive, gestaltende Rolle in der städtischen Entwicklung.

Weitere Informationen: https://www.polarstern-energie.de/mieterstrom