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Mais/Stangenbohnen-Mischanbau – Zurück in die Zukunft

Mehr Eiweiß für die Viehfütterung?

Könnte man Mischsilagen mit Leguminosen auch verfüttern, brächte dies dem Landwirt neben den Vorteilen der Stickstofffixierung und der größeren Artenvielfalt auf dem Acker zusätzlich eine proteinreichere und damit für die Rinderfütterung wertvollere Silage. Denn der Proteingehalt von Mais liegt bei bescheidenen sieben Prozent, während der von Bohnen mindestens doppelt so hoch ist. Doch es gibt da noch einen Haken und der heißt Phasin. Phasin kommt in rohen Bohnen vor und ist für den Menschen giftig. Erst durch Kochen verliert es seine Toxizität. Inwiefern Wiederkäuer und Schweine Phasin vertragen, wird derzeit am Thünen-Institut für Ökologischen Landbau in Trenthorst erforscht. In Fütterungsversuchen mit Hammeln gab es bisher keine Probleme. Im März werden nun erste Ergebnisse auch für Milchkühe erwartet. Sollten sie positiv ausfallen, könnte die Mischkultur potenziell auch noch Teile der 1,2 Millionen Hektar umfassenden Silomaisfläche für die Tierfütterung vielfältiger gestalten und helfen, Sojaimporte einzusparen.

Darüber hinaus sehen Schmidt und Prof. Carola Pekrun von der HfWU noch ein weiteres Argument für den Mischanbau: In Gebieten mit Stickstoffüberschüssen kann die Bohne mithelfen, diese abzubauen. Denn wenn im Boden viel Stickstoff vorhanden ist, dann nehmen die Leguminosen diesen auf und vermeiden die für sie energieaufwändige Stickstofffixierung aus der Luft. Wird hingegen nicht ausreichend N aus dem Boden nachgeliefert, wechseln sie wieder zur N-Fixierung aus der Luft. Der Landwirt kann sich auf diese flexible Stickstoff-Quelle verlassen und damit auf die Zugabe von Mineraldünger-N verzichten, welcher häufig in Ergänzung der 170 Kilogramm N pro Hektar aus Wirtschaftsdünger erfolgt.

Ab welchem N-Gehalt im Boden die Bohne genau mit der Stickstofffixierung aus der Luft aufhört, bedarf allerdings noch der Forschung. Schließlich würden auch Sojaimporte eingespart und damit die Stickstoffimporte in unsere Betriebe verringert.

Auch wenn noch nicht alles abschließend erforscht ist, sind die Potenziale auf jeden Fall interessant und es verwundert nicht, dass Schmidt und seine Forscherkollegen mit Spannung auf die Ergebnisse der Fütterungsversuche aus Trenthorst warten.

Erste Praktiker sammeln Erfahrungen

Einer der wenigen Landwirte in Deutschland, die das Gemenge schon auf dem Acker haben, ist Karl-Heinz Kustermann aus Benningen im Allgäu. Auch seine Motive sind es, seinen Boden zu verbessern, mehr Stickstoff zu fixieren und perspektivisch den Eiweißzukauf für seine 60 Milchkühe plus Nachzucht zu reduzieren. Mit dem Mischanbau von Weizen und Ackerbohnen konnte er diesbezüglich schon gute Erfolge verzeichnen, 2013 hörte er dann einen Vortrag von Walter Schmidt über das Duo Mais-Bohnen. 2014 startete Kustermann zunächst mit einem halben Hektar und erweiterte 2015 auf 0,7 Hektar. Das Gemenge silierte er zusammen mit Mais von 6,7 Hektar – bei diesem Verhältnis spielt der Phasin-Gehalt noch keine Rolle. Wenn die Fütterungsversuche am Thünen-Institut positiv verlaufen, will der Landwirt 2016 den Gemengeanbau auf fünf Hektar ausdehnen.

Karl-Heinz Kustermann in seinem 2015er Mais/Bohnen-Mischbestand
Karl-Heinz Kustermann in seinem 2015er Mais/Bohnen-Mischbestand

Baustelle Pflanzenschutz

2015 erzielte Kustermann einen sehr gleichmäßigen und auch recht üppigen Bestand. Dass der Ertrag geschätzt etwa zehn Prozent unter dem des reinen Maisanbaus lag, führt er unter anderem auf den noch verbesserungsfähigen Pflanzenschutz zur Unkrautbekämpfung zurück. Erforderlich wäre eigentlich eine Anwendung zirka zwei bis drei Tage nach dem Auflaufen der Bohnen. Nachauflaufmittel für Bohnen wie Basagran sind für Mais jedoch nicht zugelassen, auf die gängigen Maisherbizide reagieren wiederum die Stangenbohnen sehr empfindlich. Die momentan auch von der Hochschule Nürtingen empfohlene Vorauflaufbehandlung mit der Kombination Spectrum und Stomp ist ein Kompromiss.

Baustellen Saatgut und Greening

Die Preise für das Bohnensaatgut sind momentan noch vergleichsweise hoch, zudem ist dieses für eine gemeinsame Aussaat zum bestmöglichen Zeitpunkt des Maises noch nicht sicher kälteverträglich genug. Kustermann hofft hier auf das Züchtungsprojekt der KWS und der Uni Göttingen, die unter anderem auch daran arbeiten, kältetolerantere Bohnensorten und solche mit geringerem Tausendkorngewicht zu finden, um die Saatgutkosten zu senken. Weitere noch offene Fragen betreffen die Silierfähigkeit und die Fruchtfolge – wie lange müssen Anbaupausen sein, um Fruchtfolgekrankheiten entgegenzuwirken?

Die größte Hürde für eine stärkere Verbreitung des Anbausystems liegt aus Kustermanns Sicht allerdings in der fehlenden Greening-Zulassung. Deshalb will er nächstes Jahr eine Untersaat mit Weidelgras in dem Gemenge anlegen, damit wären die Flächen mit dem Faktor 0,3 anrechenbar. Eine bessere Unterstützung erhielte das System aber zweifelsohne, würde es schon als solches ins Greening aufgenommen.