Flüchtlingsunterkünfte kurzfristig und nachhaltig energetisch sanieren
Viele Kommunen in Baden-Württemberg richten derzeit Gebäude zur Unterbringung von Flüchtlingen her. Für eine energetische und bauliche Sanierung der vielfach in die Jahre gekommenen Liegenschaften fehlt es jedoch an Zeit, Geld und Personal. Einen Vorschlag, wie energieeffiziente Flüchtlingsunterkünfte trotz dieser Hindernisse rasch zu realisieren sind, hat jetzt die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Arbeitskreis Energiespar-Contracting im Verband für Wärmelieferung gemacht. Mit der Dienstleistung Contracting können Städte und Gemeinden nachhaltige Sanierungsmaßnahmen in den Wohnheimen ohne Eigeninvestitionen und internes technisches Know-how umsetzen, so die Partner.
Gleichzeitig werden die Energie- und Sanierungskosten der Flüchtlingsunterkünfte über einen längeren Zeitraum für den Verwaltungshaushalt planbar. Die anfallende Arbeit wird an neutrale Projektentwickler und fachkundige Unternehmen delegiert. Eine hohe EU-Förderung dafür gibt es noch bis März 2018.
Die Gemeinde Pfinztal bei Karlsruhe nutzt das Angebot bereits zur Wärmeversorgung von Wohncontainern. Weitere Kommunen in Baden-Württemberg haben Anträge gestellt, um die Förderung ebenfalls zu erhalten. Informationen zum Projekt in Pfinztal und über das Förderprogramm finden sich unter www.ineeco.org.
Die Unterbringung von Flüchtlingen stellt Kommunen in Baden-Württemberg aktuell und auch zukünftig vor große Herausforderungen. Kommunale Gebäude müssen in kürzester Zeit und in großer Zahl für die mittel- bis langfristige Wohnnutzung ertüchtigt werden. Energetische Standards werden dabei, aufgrund fehlender finanzieller, zeitlicher und personeller Ressourcen, oftmals nicht ausreichend berücksichtigt. „Kalte Wände und Böden in den Unterkünften sowie zugige Fenster sind die Folge und dazu ein hoher Energieverbrauch“, sagt Dr. Volker Kienzlen von der KEA. Tragbar sei diese Situation allenfalls kurzfristig, nicht aber über Jahre.
Ein geeignetes Mittel, um den kommunalen Sanierungsstau aufzulösen, ist die Dienstleistung Contracting. Das Prinzip: Unternehmen sanieren mit eigenem Kapital kommunale Gebäude energetisch und ermöglichen so eine effiziente Nutzung von Energie. Entlohnt wird dies über einen Grund- und Wärmepreis. Die Kommune erhält Gebäude mit effizienter Anlagentechnik und hat einen „Kümmerer“ an ihrer Seite. Das finanzielle Risiko trägt der private Contractor.
Die finanzielle Förderung von Contracting in Gebäuden der öffentlichen Hand, etwa in Flüchtlingswohnheimen, ist derzeit so gut wie noch nie: Die Europäische Investitionsbank (EIB) unterstützt die Sanierungsmaßnahmen im Südwesten mit der „Initiative Energiespar- und Energieliefer-Contracting in öffentlichen Gebäuden“, kurz InEECo. Bis zu 90 Prozent der Planungs- und Projektierungskosten werden übernommen.
Insgesamt 1,5 Millionen Euro waren zum Programmstart im April 2015 im Fördertopf. „Kommunen, die Geld aus dem Topf erhalten möchten, sollten die Anträge bald stellen, da bereits ein guter Teil verbraucht ist“, erklärt Volker Kienzlen. Nutzen können das Förderprogramm auch andere öffentliche Gebäudeeigentümer. Gefördert wird dann, wenn ein Contracting-Vertrag abgeschlossen ist. Entwickelt hat das Projekt die KEA, die die Verbreitung von Contracting-Energiedienstleistungen im Südwesten beschleunigen will.
Förderfähig sind Energieeffizienzmaßnahmen in öffentlichen Gebäuden unter anderem von Kommunen, Landkreisen und Körperschaften des öffentlichen Rechts sowie dem Land Baden-Württemberg. Zu den Maßnahmen gehören unter anderem die Gebäudesanierung von Flüchtlingswohnheimen, Schulen, Bürogebäuden, Krankenhäusern, Altenheimen und Studentenwohnheimen, aber auch die energetische Ertüchtigung von Kläranlagen oder die Erneuerung von Straßenbeleuchtungsanlagen. In Frage kommen auch Projekte, bei denen die Sanierung der Gebäudehülle integriert wird.
Weitere Informationen: www.kea-bw.de