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Einen Altbau zum Plusenergiehaus machen

Andreas Ruf verfügt in Lamerdingen über ein Haus, das drei Wohneinheiten umfasst. Bei diesem stand vor zwei Jahren eine Heizungssanierung an, für die die Voraussetzungen denkbar schlecht waren. Das Gebäude wurde im Jahr 1972 gebaut und damals schlecht gedämmt. Deswegen waren jedes Jahr mehr als 4000 Liter Heizöl erforderlich, um die Nutz- und Wohnflächen, die zusammen etwa eine Größe von 350 Quadratmetern haben, zu beheizen. Das führte nicht nur zu hohen Heizkosten, sondern auch zu einem hohen CO2-Ausstoß.

Dank neuer Heizungstechnik und PV-Stromerzeugung ist dieses – früher mit Öl beheizte – Mehrfamilienhaus nun zu einem Plusenergiehaus geworden. (Bild: Andreas Ruf)

Das motivierte Ruf dazu, herauszufinden, ob sich sein Objekt auch ohne aufwendige passive Dämmmaßnahmen klimaneutral betreiben lässt. Heute, zwei Jahre später, hat er Gewissheit: Mit der richtigen Technik lässt sich ein 50 Jahre altes Gebäude sogar in ein Plusenergiehaus verwandeln.

Solaranlage und zweistufiges Wärmepumpen-System lösen Ölbrenner ab

Im Mittelpunkt der Sanierung stand das Heizsystem. Statt eines Ölbrenners sorgen heute eine 16 Quadratmeter große Solarthermie-Anlage, eine 5-kW-Wärmepumpe und eine 5-kW-eXergiemaschine für ein wohlig warmes Zuhause. Die eXergiemaschine ist eine von varmeco und ihrem Schweizer Partner BMS-Energietechnik entwickelte, spezielle Wasser-Wasser-Wärmepumpe, die für Quellentemperaturen von 30 Grad und mehr konzipiert ist. Sie ersetzt also keine Heizungswärmepumpe, sondern kann diese und auch die solarthermische Anlage sinnvoll ergänzen.

Obwohl Wärmepumpe und eXergiemaschine für ihren Betrieb Strom benötigen, ist die Kombination viel effizienter, als wenn eine Wärmepumpe allein die Vorlauftemperaturen für die Radiatoren und die Warmwasserbereitung liefern muss. Denn bei dem Duo darf die Wärmepumpe in ihrem optimalen Betriebsbereich arbeiten und braucht nur 35 oder 40 Grad zu erreichen, da die eXergiemaschine hier den Temperaturhub auf bis zu 65 Grad bewirkt. Diese Temperatur reicht, um die Radiatoren zu bedienen und hygienisch Warmwasser zu bereiten. Den „Temperatur-Boost“ erledigt die eXergiemaschine hier mit einem Wirkungsgrad von etwa sechs, das heißt für eine Kilowattstunde Strom liefert sie sechs Kilowattstunden Wärme. Das sorgt für eine hohe Jahresarbeitszahl des Gesamtsystems von über vier, sodass zum Erzeugen von 12500 kWh Wärme im letzten Jahr nur etwa 3000 kWh Strom nötig waren.

Regler setzt Prioritäten bei der Wärmeerzeugung

Nur an extrem kalten Tagen kommt ein 12-kW-Spitzenlastbrenner zum Einsatz. Dieser wird allerdings nicht mit Öl, sondern klimaneutral mit Holzpellets befeuert. Damit die Pellet-Heizung möglichst selten arbeitet, verwaltet ein varmeco-Regler VarCon380 das gesamte Wärmesystem. Der Regler sorgt dafür, dass der 2400 Liter fassende Wärmespeicher vorzugsweise von den Solarkollektoren geladen wird. Erst wenn die Solarwärme nicht genügt, wird die Wärmepumpe aktiviert; der Pellet-Brenner steht am Schluss der Prioritätenliste. Unabhängig davon wacht die Regelung der eXergiemaschine darüber, ob die Vorlauftemperatur für die Heizung und den Warmwasserbereiter (eine Frischwasserstation Vario fresh-nova von varmeco) eingehalten wird und schaltet bei Bedarf die eXergiemaschine ein, damit diese die eingespeicherte Niedertemperaturwärme auf ein Temperaturniveau von über 60 Grad bringt. Von dem Temperaturhub profitiert auch die Solaranlage, die bei bedecktem Himmel oder im Frühling und Herbst geringere Temperaturen liefert, als an sonnigen Sommertagen.

Eigenerzeugter Strom aus Sonnen- und Windkraft

Damit das Heizen mit Strom auch keine indirekten Emissionen verursacht, ließe sich die Anlage mit Ökostrom betreiben. Ruf hat sich jedoch für sauber erzeugten Eigenstrom entschieden. Den liefern eine ins Dach integrierte Photovoltaik-Anlage und die später auf dem Garagendach installierten PV-Module. Zusammen können sie 16,5 kWp Elektrizität erzeugen. Ergänzt wird die Eigenerzeugung durch ein kleines 3-kW-Windrad auf dem Hausdach. Und damit der selbsterzeugte Strom zeitversetzt genutzt werden kann, steht im Keller eine 10,5-kWh-Batterie.

Investition rechnet sich innerhalb weniger Jahre

Nach über einem Jahr Betrieb der neuen Anlage zieht Ruf Bilanz: „Seitdem wir unseren Strom selbst machen, erzeugen wir deutlich mehr Elektrizität als wir benötigen“, freut er sich. Etwa die Hälfte des Ertrags speist er ins Netz und bekommt dafür 8,2 Eurocent pro Kilowattstunde vergütet. In ertragsschwachen Zeiten muss das Haus auch Strom beziehen, doch dies sind nur wenige Hundert Kilowattstunden pro Jahr. „Durch den Überschussstrom und die CO2-neutrale Heizanlage ist unser über 50 Jahre altes Haus nun zum Plusenergiehaus geworden“, sagt Ruf.

Wegen des durchdachten Konzepts konnte Familie Ruf auch eine Förderung erhalten und brauchte nicht einmal die Hälfte der etwa 68.000 Euro Investitionskosten selbst aufzubringen. „Das macht das Konzept auch finanziell höchst attraktiv“, so Ruf. „Durch die neue Technik sparen wir so viel Geld, dass sich unsere Investition schon in circa 7,5 Jahren amortisiert haben wird. Eine Win-win-Situation für uns und für das Klima, denn durch die neue Heizung sparen wir nun zehn Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr ein.“ Um den eigenen CO2-Fußabdruck weiter zu senken, plant Ruf die baldige Anschaffung eines Elektroautos, das mit Überschussstrom von der PV- und Windkraftanlage geladen werden soll.

Weitere Informationen: eXergiemaschine eXm – die Lösung für Effizienz-Probleme.