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Frischluft nach Plan

Luftmengenauslegung – Volumenstromberechnung im Detail

Die Auslegung der Lüftungsanlage erfolgt nach DIN 1946-6. Für die Festlegung des Gesamt-Außenluftvolumenstroms wird zum einen eine Berechnung anhand der Nutzfläche der Nutzungseinheit ANE angestellt und zum anderen die Summe der Abluftvolumenströme ermittelt. Das Maximum dieser beiden Werte ist maßgebend, wobei der Gesamt-Außenluftvolumenstrom über die Abluft bei +20 Prozent gedeckelt ist. Weiterhin ist auch die für die Nutzungseinheit geplante Personenzahl zu betrachten Bei einer höheren als der nicht planmäßigen Personenzahl je Nutzungsfläche kann der spezifische Luftvolumenstrom pro Person verringert werden, jedoch nicht unter mindestens 20 m3/(h × Person); vergleiche DIN 1946-6.  

Die Berechnung des Gesamt-Außenluftvolumenstroms nach DIN1946-6 entspricht dem Volumenstrom zur Nennlüftung (bei Buderus Lüfterstufe 3) und ist somit der maßgebende Wert für die Auswahl des Lüftungsgerätes. Hieraus lassen sich nun die Luftvolumenströme zum Feuchteschutz, zur reduzierten Lüftung und zur Intensivlüftung über die entsprechenden Berechnungsformeln bestimmen. Mit den in der DIN1946-6 festgelegten Aufteilungsfaktoren der Zuluft und den einzuhaltenden Abluftmengen werden die raumweisen Luftmengen für Zu- und Ablufträume bestimmt.

Schnell und bequem: Auslegung mit Planungstool

Heizungsfachfirmen, die für ihre Kunden Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung schnell konfigurieren wollen, können dazu auch auf Softwareunterstützung setzen. So ermöglicht etwa das Logavent Planungstool von Buderus mit wenigen Eingaben eine Schnellauslegung sowie eine Volumenstromberechnung nach DIN1946-6. Aus der Zahl und Größe der Räume ermittelt das Programm die Luftvolumenströme sowie die erforderlichen Komponenten der Lüftungsanlage. Das Logavent Planungstool ist kostenlos nutzbar unter www.buderus.de/de/logavent-planungstool. Zum Funktionsumfang zählen auch eine schematische Visualisierung, Informationen über den zu erwartenden Material- und Kostenaufwand sowie ein Expertenmodus, den Installateure anstelle der Schnellauslegung für detailliertere Änderungen nutzen können: Damit lässt sich das Lüftungssystem exakt nach den Vorstellungen des Architekten oder Bauherren/Bauherrin konzipieren. Verteilerkästen, Ventilart- oder position, sowie Volumenstrom- und Druckverlustberechnung sind bei Bedarf individuell anpassbar. Anwender können die Projekte lokal auf dem Rechner oder Tablet speichern und später weiterbearbeiten. Alle Daten lassen sich nachträglich noch ändern. Hilfreich: Die Planungsdateien sind per Import-/Exportfunktion extern verwendbar und können per Mail zur Weiterbearbeitung versendet werden.

Hersteller unterstützen zudem direkt bei der Planung: Fachhandwerker können sich etwa bei Buderus individuelle Lüftungs-Detailplanungen inklusive im Grundriss eingezeichneter Verlegevorschläge einholen. Ergänzend dient eine umfangreiche und technisch hochqualitative Planungsunterlage als Basis. Durch den Planungsservice sparen Heizungsfachbetriebe Zeit und sind bei der Auslegung auch komplexerer Systeme jederzeit auf der sicheren Seite.

Das Logavent Planungstool hilft bei der Auslegung von Wohnungslüftungssystemen, Anwender können Projektvorlagen nutzen oder ein neues Projekt ohne Voreinstellungen anlegen. (Bild: Buderus)
Eine schematische Visualisierung sowie Daten über den zu erwartenden Material- und Kostenaufwand zählen ebenfalls zum Funktionsumfang des Logavent Planungstools. (Bild: Buderus)
Das Logavent Planungstool ist kostenlos nutzbar unter www.buderus.de/de/logavent-planungstool (Bild: Buderus)

Zuluft richtig führen

In der Praxis ist eine korrekte Zuluftführung wichtig für die Luftverteilung ohne Zugerscheinungen. Hierfür ist es vorteilhaft, die Zuluft im hinteren Bereich des Raumes über Boden oder Decke einströmen zu lassen. Das ermöglicht eine Raumdurchströmung zur Innentür, weil sich die Luft in Richtung des Druckgefälles zu den Ablufträumen bewegt. Optimal ist es, wenn dabei die thermische Strömung der Heizflächen überlagert wird – die vermischte Strömung aus Zu- und Raumluft garantiert den Bewohnern eine zugfreie Frischluftversorgung. Die Luftkanäle zu den Ein- und Auslässen lassen sich etwa zwischen den Dachsparren, im Fußbodenaufbau oder in der Betondecke verlegen. Eine Luftverteilung aus abgehängten Flurbereichen ist vor allem eine preiswertere und praktikable Lösung bei kleineren Wohneinheiten wie Etagenwohnungen und gegebenenfalls sinnvoll bei energetisch sanierten Bestandsgebäuden. Die Lufteinbringung erfolgt in diesen Fällen meist über der Türzarge, zum Beispiel über sogenannte Weitwurfventile für eine bessere Tiefenwirkung und Raumdurchströmung. Abluftventile sollten in der Nähe der Entstehungsorte von Gerüchen und Feuchte eingeplant und installiert werden, um diese möglichst schnell abzuführen.

Sicherheit geht vor: Gemeinsamer Betrieb mit Feuerstätten

Soll ein Wohnungslüftungsgerät in Verbindung mit einer Feuerstätte im selben Raumluftverbund betrieben werden, kann unter Umständen ein gefährlicher Unterdruck im Aufstellraum der Feuerstätte entstehen. Dadurch können lebensgefährliche Abgase aus der Feuerstätte in den Wohnraum zurückströmen. Um eine gefahrlose Nutzung von Lüftungsgerät und Feuerstätte zu gewährleisten, muss der zuständige Bezirksschornsteinfegermeister die Installation im Vorfeld prüfen und genehmigen. Grundsätzlich sollten sich Fachhandwerker, aber auch alle weiteren Fachleute, die am Projekt beteiligt sind, dieser wichtigen Thematik bewusst sein. Kunden und Anlagebetreiber sind über den Sachverhalt und die möglichen Lösungswege aufzuklären. Hierbei hilft die neue „Übersicht zum gemeinsamen Betrieb von Feuerstätten für feste Brennstoffe und Lüftungsanlagen sowie Lüftungsgeräten“, die ein verbände- und branchenübergreifender Expertenkreis erstellt hat (das Dokument ist als Download verfügbar unter www.kwl-info.de). Diese zeigt, in welchen Anwendungsfällen eine technische Sicherheitseinrichtung für den gemeinsamen Betrieb erforderlich ist. Ein Differenzdruckwächter greift im Gefahrenfall in den Netzanschluss des Lüftungsgerätes ein und schaltet über diesen das Gerät ab.

Leise lüften

Bei Wohnungslüftungssystemen sind auch Anforderungen an den Schallschutz einzuhalten, denn in einem Lüftungssystem kann sich der Schall mühelos gegen den Luftstrom ausbreiten.

Gemäß DIN 4109 und DIN 1946 gelten folgende Richtwerte für den Schalldruckpegel von Lüftungsanlagen:

  • Wohn- und Schlafräume 30 dB(A)
  • Funktionsräume (Bad, Küche und so weiter) 35 dB(A)

DIN 4109 ermöglicht zusätzlich bei lüftungstechnischen Anlagen einen Zuschlag von 5 dB(A), wenn es sich um ein Dauergeräusch ohne auffällige Einzeltöne handelt. Um gesundheitliche Belastungen für die Bewohner abzuwenden, sollte dies nach heutigen Komfortansprüchen jedoch nur als Mindestmaß dienen. In der VDI 4100 wurden daher drei Schallschutzstufen (SSt) definiert, die dem heutigen Standard entsprechen. Die Angaben beziehen sich auf die selbst genutzte Wohnung oder ein selbst genutztes Haus:

  • SSt 1: 30 dB(A) / 35 dB(A) für Wohn- und Schlafräume – entspricht den Kennwerten der DIN 4109
  • SSt 2: 30 dB(A) – empfohlener Kennwert für die Auslegung
  • SSt 3: 25 dB(A) – für gehobene Komfortansprüche (für Schlafräume zu empfehlen)

Die Schallschutzstufen gelten für den gesamten Wohnbereich. Es lassen sich für verschiedene Wohnbereiche aber auch unterschiedliche Schallschutzstufen definieren, etwa im Wohnzimmer SSt 2 und in Schlafzimmern SSt 3. Die Schallschutzstufe sollte idealerweise mit den Bauherren im Vorfeld abgestimmt werden.

Zur Schalldämpfung bieten sich an:

  • Einsatz von Schalldämpfern
  • Ausreichend dimensioniertes Luftleitungsnetz
  • Vermeidung von Körperschall

Zusätzlich zur natürlichen Einfügungsdämpfung des Kanalnetzes empfiehlt es sich, die Schallemissionen der Gebläse direkt beim Gerät durch je einen zentralen Schalldämpfer in der Zuluftleitung und einen in der Abluftleitung zu dämpfen. Auch dem Körperschall der Geräte lässt sich durch entsprechende Maßnahmen entgegenwirken: Eine zusätzliche Entkopplung durch Schwingungsdämpfer kann hier sinnvoll sein. Hersteller wie Buderus liefern diese mit den entsprechenden Montagekonsolen. Auch Gummiplatten oder Zellkautschukmatten sind geeignet.

Andreas Schneider, Senior-Produktmanager Systeme und Systemprodukte bei Buderus (Bild: Buderus)

Aufgrund der geringen Schallleistungspegel der Geräte und des schalldämmenden Kanalsystems ist bei einem üblichen Lüftungsverteilsystem kein zusätzlicher Schalldämpfer vor dem Ein- und Auslass erforderlich. Die Logavent HRV Lüftungsgeräte von Buderus halten bei fachgerechter Planung des Kanalsystems in der Regel immer einen Wert unter 25 dB(A) im Raum ein. Bei sehr kurzen Stichleitungen zu Räumen mit besonders hohen Anforderungen (etwa Schlafzimmer oder Kinderzimmer) können Fachhandwerker bei Bedarf dennoch zusätzlich in die Umlenkstücke zum Ventil einen Schalldämpfer einsetzen. Alternativ bietet sich an, das Ventil mit zwei Rohrleitungen anzuschließen und den Volumenstrom in der Rohrleitung somit zu halbieren – denn bis zu einem Volumenstrom von 45 Kubikmetern pro Stunde bei den Flachkanälen und 34 Kubikmetern pro Stunde bei den Rundkanälen sind die Strömungsgeräusche gering.

Automatisch geregelt

Ist das zentrale Wohnungslüftungssystem installiert, profitieren Bewohner bei modernen Geräten von einer komfortablen Regelung: Wohnungslüftungsgeräte wie das Logavent HRV176 von Buderus bieten standardmäßig eine feuchtegesteuerte und automatische Bedarfslüftung. Ein werkseitig integrierter Sensor zur Temperatur-, Feuchte- und Luftgütemessung passt den Lüftungsbetrieb automatisch an den jeweiligen Bedarf an und stellt eine hohe Wärme- und Feuchterückgewinnung (bei Logavent HRV176 E) sicher. Die sensorgesteuerte Bedarfslüftung kontrolliert die Qualität der Raumluft und damit dann den erforderlichen Volumenstrom. Die einströmende Außenluft wird gefiltert. Pollen und Staub bleiben somit draußen. Einsetzbar ist das Logavent HRV176 wahlweise als eigenständiges Lüftungsgerät oder in Kombination mit einer Buderus Wärmepumpe als kompakte, modulare und regelungstechnisch integrierte Neubau-Gesamtlösung mit einheitlichem Design und Bedienung. Hausbewohner können das Lüftungsgerät dann komplett über die Regelung der Wärmepumpe oder auch über die Buderus App MyBuderus komfortabel vom Wohnraum oder von unterwegs steuern.

Wohnungslüftungssysteme lassen sich auch komfortabel per Smartphone regeln: Über die App MyBuderus ist die Wohnungslüftung in das Gesamtsystem integrierbar. (Bild: Buderus)

Fazit

Für energieeffiziente und dichte Gebäude sind zentrale Wohnungslüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung sinnvolle Lösungen, um ein konstant gutes Raumklima und hohe Behaglichkeit bei niedrigen Energiekosten zu gewährleisten. Wer als Planer oder Fachhandwerker die vielfältigen Unterstützungsangebote der Hersteller zur Auslegung oder Detailplanung nutzt, kann solche Systeme schnell und mit geringem Aufwand planen, kalkulieren und umsetzen.