News

Energie-Kommune Bad Endbach zeigt: Hohe Akzeptanz für Windenergie dank Bürgerbeteiligung

Interkommunaler Windpark Lahn-Dill-Bergland. Foto: David Balser

Ende letzten Monats zeichnete die Agentur für Erneuerbare Energien die hessische Gemeinde Bad Endbach für ihr langjähriges Engagement für den Ausbau erneuerbarer Energien als Energie-Kommune des Monats aus. “Bad Endbach zeigt, wie wichtig echte Bürgerbeteiligung für die Akzeptanz vor Ort ist. Die Kommunen spielen hierbei meistens eine entscheidende Rolle”, erklärt Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. Mit dem Ziel, die Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen, hat die Gemeinde unter anderem bereits zwei Windparkprojekte realisiert. Diese Erfahrungen nutzt der Eigenbetrieb der Gemeinde heute, um die benachbarte Kommune Angelburg bei der Realisierung eines neuen Windparks zu beraten. Es geht darum, sich auf die neuen Herausforderungen des Ausschreibungsverfahrens für Windenergieanlagen einzustellen und gleichzeitig Akzeptanz für das Bauvorhaben vor Ort zu erreichen.

Das 2009 formulierte Klimaschutzziel von Bad Endbach – den Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 auf 20 Prozent zu steigern sowie 20 Prozent weniger Energie zu verbrauchen – hat die Gemeinde bereits lange vor 2016 bilanziell erreicht. Wichtige Bausteine für die eigene Klimaschutzstrategie sind zwei Windparks. Den Ersten, Windpark Hilsberg, brachte die Gemeinde 2014 an Netz; der Zweite folgte 2015. Der große Unterschied zwischen beiden Projekten: Während der Planung des Ersten gab es Kritik aus einer Nachbargemeinde. Zwar standen die Bürger in Bad Endbach mehrheitlich hinter dem Windpark, weil er regionale Wertschöpfung und eine Alternative zur konventionellen Stromerzeugung bot, doch aus einer benachbarten Gemeinde kam Widerstand. Informationsveranstaltungen, ein zehnwöchiges Mediationsverfahren sowie der Vorschlag, den Windpark umzuplanen, halfen nicht, den Widerstand zu verkleinern. Letztlich kam es zu Gerichtsverfahren – mit dem Ergebnis, dass der Windpark gebaut werden konnte.

Das zweite Windparkprojekt ging die Gemeinde Bad Endbach dann anders an. “Aufgrund der Erfahrungen mit dem Windpark Hilsberg haben wir uns in Bad Endbach nicht davon abbringen lassen, die Windenergie weiter auszubauen, aber wir haben nach anderen Konzepten für mehr Bürgerbeteiligung und damit mehr Akzeptanz gesucht”, erklärt Bürgermeister Markus Schäfer. Das Vorhaben sah sieben Anlagen auf Flächen von drei Gemeinden vor: jeweils drei Windräder auf den Gemarkungen von Bad Endbach und Bischoffen, eine Anlage auf der Gemarkung von Siegbach. Dadurch konnten nicht nur die vorhandenen Energiepotenziale bestmöglich genutzt, sondern auch die Interessen von drei Gemeinden und ihren Bewohnern berücksichtigt werden. “Als die Gemeindevertreter der drei Gemeinden mit diesem Konzept auf die Bürger zugingen, war das Vorhaben schnell akzeptiert”, erinnert sich Schäfer. Die transparente Öffentlichkeitsarbeit mittels Informationsveranstaltungen, Baustellenbesichtigungen, Informationsblättern und Projektwebseite informierte frühzeitig über anstehende Entscheidungen und führte dazu, dass die Akzeptanz weiterhin hoch blieb. Zusätzlich hatten die Bürger die Gelegenheit, sich über einen Sparbrief an der Finanzierung der Anlagen zu beteiligen.

In Bad Endbach gibt es zwar keine weiteren Windvorrangflächen, dennoch aber weiterhin viel Engagement für den Ausbau erneuerbarer Energien. Derzeit werden Photovoltaikanlagen auf der Kläranlage und auf dem Kur- und Bürgerhaus geplant. Ziel ist es, noch vorhandene Erneuerbare-Energien-Potenziale auszuschöpfen und so auch Vorbild für die Bürger zu sein. Aktuell wird in der Gemeindeverwaltung beraten, ein regionales Ökostromprodukt aufzulegen.

Das Engagement für den Ausbau erneuerbarer Energien reicht in Bad Endbach bereits in die frühen 2000er Jahre zurück. Bürgermeister Markus Schäfer gehörte im Jahr 2011 zu den dreizehn Erstunterzeichnern der Charta der 100ee-Regionen, einem Projekt, bei dem sich Regionen, Kommunen und Städte dazu bekennen, die eigene Energieversorgung vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen. Das eigene Klimaschutzkonzept der Gemeinde zeigt weitere Handlungsfelder auf. Für einige der vorgeschlagenen Projekte sieht der Haushalt der Gemeinde für das Jahr 2017 rund 750.000 Euro vor. Zurzeit steht zum Beispiel die Einstellung eines Klimaschutzmanagers zur politischen Beratung an.

Weitere Informationen: www.kommunal-erneuerbar.de/de/energie-kommunen/energie-kommunen/bad-endbach.html und www.unendlich-viel-energie.de