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Windenergieanlagen weiterbetreiben mit RÜCKENWIND

Die EEG-Förderung für Windenergieanlagen endet nach 20 Jahren. Das macht einen rentablen Betrieb dieser Anlagen in vielen Fällen schwierig. Deswegen stellt sich auch die Frage, was mit Anlagen zu tun ist, die nicht mehr gefördert werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Weiterbetrieb am Standort oder Repowering. Deren Umsetzbarkeit hängt aber stark von den politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen ab. In vielen Fällen sind die Betreiber gezwungen, ihre alten Windparks zu demontieren und die Anlagen zu entsorgen.

Grafik: wind-turbine.com

Das Projekt Rückenwind widmet sich im Angesicht der aktuellen Herausforderungen im Bereich der Windenergie in Deutschland der B2B-Plattform-Entwicklung, -Validierung und -Pilotierung. Damit soll hiesigen WEA-Betreibern sowohl neue Perspektiven für den Weiterbetrieb ihrer Anlagen eröffnet, als auch der Zugang zu internationalen Märkten geschaffen werden.

Was sind die Herausforderungen?

65 Prozent Ökostrom-Anteil – das ist das Ziel, das Deutschland bis 2030 erreichen möchte. Umso größer ist diese Herausforderung, als dass der Zubau von Anlagenkapazitäten im Bereich Windenergie aus vielerlei Gründen nur mit angezogener Handbremse vonstattengeht.

Neue Flächen für Onshore-Windenergieanlagen sind knapp, und die wenigen zu erschließen, die es gibt, erweist sich als enorm aufwendig. Ein weiterer Faktor, der erschwerend ins Spiel kommt, ist der Wegfall der EEG-Förderung von Windenergieanlagen (WEA) nach 20 Jahren. Was mit ausgeförderten Anlagen geschieht – dies betrifft etwa 25 Prozent des aktuellen Bestands bis 2025 – ist unsicher. Eine Möglichkeit, die mit Bestandsanlagen belegten Flächen besser zu nutzen, wäre das Repowering, indem ältere Anlagen durch effizientere und leistungsfähigere WEA ersetzt würden. Allerdings fehlt es hierfür an wirtschaftlich tragfähigen Konzepten, in denen ausdrücklich das Repowering zum Ausbau vorhandener Nutzflächen im Fokus steht.

Ob im Rahmen des Repowerings oder generell nach Ende der Betriebszeit: Die Problematik des Recyclings von Altanlagen wird aktuell hoch diskutiert, doch auch dafür sind nach wie vor geeignete Lösungen gefragt. Aktuelle Ansätze haben vorwiegend den Fortbestand von Altanlagen im Blickpunkt, wie zum Beispiel über Stromlieferverträge an industrielle Großabnehmer – sogenannte Power Purchase Agreements, kurz PPA. Auch diese Möglichkeit kommt jedoch längst noch nicht flächendeckend zum Einsatz.

Innovationskraft schafft Windkraft

Bisher war die Zukunft vieler ausgeförderter Anlagen – immerhin zirka 25 Prozent des aktuellen Bestands in Deutschland bis 2025 – ungewiss. Genau dort setzt das Forschungsprojekt RÜCKENWIND mit einem innovativen Weiterbetriebskonzept an. RÜCKENWIND stellt sich einerseits der Herausforderung, alten Anlagen weitere Jahre des Betriebs zu ermöglichen, andererseits bringt es ein digitales B2B-Plattformgeschäftsmodell auf den Markt.

Es wird eine Plattform geschaffen, die Altanlagenbetreiber und Servicedienstleister aus Deutschland sowie ausländische Betreiber und Projektierer zusammenbringt. Diese setzen auf diese Weise gemeinsam Windprojekte in Gang: Betreiber in Deutschland stellen ihre ausgeförderten Anlagen ausländischen Betreibern zur Verfügung und können so mit dem Weiterbetrieb auch in Zukunft einige Jahre Erlöse erzielen.

Neubetreiber im Ausland, die sich ohne dieses Forschungsprojekt nur schwer Windenergieanlagen leisten könnten, werden durch einen deutschen Servicebetrieb in den Markt eingeführt und erhalten einen einfachen Zugang Technologie, die sich in Deutschland jahrelang bewährt hat und im Ausland noch viele Jahre zuverlässig erneuerbare Energie erzeugen kann.

Aus „Made in Germany“ wird zusätzlich „Operated by Germany“

Die Altanlagenbetreiber werden weiterhin durch das Prinzip „pay-per-kWh“ am Stromertrag beteiligt. Sie bekommen, dank der attraktiven Einspeisevergütung im jeweiligen Land, für jede produzierte kWh ihrer Altanlage eine entsprechende Entlohnung. Die Neubetreiber greifen auf das Know-How der deutschen Geschäftspartner zurück. Die Servicebetriebe und Hersteller, die ebenfalls aus Deutschland stammen, erhalten einen kostengünstigeren Zugang zum internationalen Wachstumsmarkt. Zudem ist das Ziel des Projektes RÜCKENWIND, das Recycling nach den in Deutschland gültigen Standards für einen ordnungsgemäßen, umweltschonenden Rückbau zu etablieren.

Wer steckt hinter dem Projekt RÜCKENWIND?

Das Gesamtpaket und die Verantwortung für das Projekt „RÜCKENWIND“ trägt die Firma WIV GmbH aus Gelnhausen, die seit 2012 mit wind-turbine.com die weltweit größte B2B Online Plattform der Windbranche betreibt. Aktuell wird diese Plattform im Gelnhäuser Coworking Space KINZIG.VALLEY mit zusätzlichen Features weiterentwickelt.

Für den WIV-Geschäftsführer und wind-turbine.com-Gründer Bernd Weidmann ist Eile geboten, ein so innovatives Weiterbetriebskonzept zu etablieren: „Uns bleibt nicht mehr allzu viel Zeit! Es braucht jetzt innovative Ideen und pragmatische Ansätze, um die globale Energiewende zu wuppen. Vieles muss einfach schneller gehen und wir sind sehr motiviert, mit unseren Partnern aus Karlsruhe aktiv unseren Betrag leisten zu dürfen!“

Das Plattformgeschäftsmodell wird in Zusammenarbeit mit der Hochschule Karlsruhe und dem IT-Unternehmen let’s dev GmbH & Co. KG entwickelt. Letzteres ist für die technische Umsetzung verantwortlich. Prof. Dr. Carsten Hahn von der Hochschule Karlsruhe (XLAB) und Partner des Forschungsprojektes, ist ebenfalls begeistert: „Wir von der Hochschule Karlsruhe freuen uns sehr darüber, im Projekt RÜCKENWIND ein innovatives Plattformgeschäftsmodell für die Windbranche zu entwickeln. Denn das RÜCKENWIND Projekt bietet uns nicht nur einen realen Anwendungsfall mit kompetenten Partnern, sondern ermöglicht es uns zudem, unseren Beitrag zu Energiewende zu leisten.“

Auch Dr. Karl-J. Wack, Geschäftsführer der let’s dev GmbH & Co. KG, ist voller Tatendrang: „Die Energiewende ist ein zentraler Aspekt, um die Zukunft sicher, umweltverträglich und wirtschaftlich zu gestalten. Wir schließen mit dem Projekt RÜCKENWIND eine wesentliche Lücke bei dem Re-Use von Windkraftanlagen, leisten einen Beitrag zur Energiewende und fördern die Nachhaltigkeit.“ Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt und finanziert das Projekt RÜCKENWIND mit dem Innovationsprogramm für Geschäftsmodelle und Pionierlösungen, kurz IGP. Aufruf an Betreiber von Altanlagen: Wer Interesse daran hat, seine noch gut erhaltenen Windkraftanlagen zur Verfügung zu stellen, meldet sich gerne per E-mail bei wind-turbine.com unter (info@wind-turbine.com) mit dem Betreff: „Rückenwind“.

Weitere Informationen: Internationaler Marktplatz der windindustrie – wind-turbine.com