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Neue Photovoltaikvergütung seit 1. Januar: So rechnen sich Solaranlagen weiterhin – Tipps für Privatleute und Firmen

Laichingen

Im Januar sind die Vergütungssätze für neu errichtete Solaranlagen leicht gesunken. Die bundesweite Einspeisevergütung etwa für kleine Photovoltaikanlagen auf Hausdächern beträgt jetzt 12,56 Cent pro Kilowattstunde. Das sind rund 0,3 Cent weniger als vor der EEG-Novelle im Sommer 2014. “Für Hausbesitzer lohnt sich die Solarstromerzeugung mit erhöhtem Eigenverbrauch und guter Planung weiterhin finanziell”, betont Carsten Tschamber vom Solar Cluster Baden-Württemberg. Ebenfalls attraktiv seien die Renditeaussichten für Anlagen auf Firmendächern – trotz der Eigenverbrauchsbelastung seit dem Sommer. In beiden Fällen rechnet sich die Investition oft nach rund zehn bis 13 Jahren. Über die Anlagenlaufzeit ist ein Gewinn von vier bis sechs Prozent gut möglich, deutlich mehr, als Festgeld derzeit bringt. Bedingung ist jedoch: Stromverbrauch und Erzeugung müssen aufeinander abgestimmt sein.

Solaranlagen machen unabhängiger von steigenden Energiepreisen und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz. Doch seit der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im vergangenen Sommer zweifeln viele Hausbesitzer und Firmenchefs an ihrer Rentabilität. Diese Einschätzung spiegelt sich deutlich in der geringeren Anzahl an Neuinstallationen in den vergangenen Monaten. Lag der jährliche Anlagenzuwachs vor wenigen Jahren noch bei bis zu sieben Gigawatt, waren es 2014 nur noch rund zwei. Eine vergebene Chance für viele Investoren, ob Eigenheimbesitzer oder Gewerbetreibende, findet Tschamber. “Die Solarstromerzeugung rechnet sich immer noch, das ist eine Tatsache.”

Attraktive Renditen bei Neuanlagen sind allein mit der Einspeisung in das Stromnetz jedoch nicht mehr möglich. Vor allem der Eigenverbrauch des selbst erzeugen Sonnenstroms ist ein Pfeiler künftiger Wirtschaftlichkeitsrechnungen. Er ist pro Kilowattstunde um viele Cent lukrativer als die Vergütung. Inzwischen bieten Händler und Solarteure verstärkt Lösungen an, den Stromverbrauch, die sogenannte Last, stärker in die Tageszeiten zu verschieben, zu denen die Solaranlage Kilowattstunden erzeugt. So kann man mehr Strom vom Dach selbst nutzen und das ohne Speicher. Das Solar Cluster rät, sich dazu an spezialisierte Firmen aus der Region zu wenden.

Eine Beispielrechnung zeigt: Eine vierköpfige Familie in einem Einfamilienhaus, die einen jährlichen Stromverbrauch von 4.500 Kilowattstunden hat, kann mit einer durchschnittlich großen Solaranlage mit vier Kilowatt installierter Leistung ohne die Hilfe von Speichern einen Eigenverbrauch von rund 35 Prozent erreichen. Die auf die nächsten 20 Jahre berechnete jährliche Rendite beträgt gut fünf Prozent, amortisiert hat sich die Anlage nach zwölf Jahren. Eine Belastung des Eigenverbrauchs mit rund einen Drittel der EEG-Umlage fällt hier nicht an. Erst ab einer Grenze von zehn Kilowatt installierter Leistung ist das der Fall. “Voraussetzung für das gute Ergebnis ist eine durchdachte Planung, eine sorgfältige Installation der Anlage und ein Augenmerk der Bewohner auf die Steuerung des Eigenverbrauchs”, sagt Michael Aigner von Aton-Solar aus Laichingen. “Die Bewohner können etwa die Waschmaschine, den Trockner oder die Geschirrspülmaschine vor allem vormittags bis nachmittags nutzen.”

Fällt die Anlage kleiner aus als vier Kilowatt Leistung, steigt übrigens die Rendite. Der Grund: Der lukrative Eigenverbrauch nimmt im Vergleich zum verkleinerten Solarstromertrag nun einen größeren Anteil ein. Wird die Anlage größer, fällt umgekehrt die Rendite langsam unter fünf Prozent. Ein Anlass, künftig nur noch kleine Anlagen installieren zu lassen, ist das aber nicht. Größere Anlagen sind zwar etwas weniger lukrativ, erbringen aber in absoluten Zahlen mehr Gewinn. Nicht zuletzt sind sie besser für das Klima, denn der Überschussstrom verdrängt Strom aus fossilen Brennstoffen.

Unternehmen, besonders aus dem Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen, können ebenfalls eine gute Renditen mit Solaranlagen erzielen. “Da die Last im Gegensatz zu Privatleuten meist nur tagsüber anfällt und sich das mit dem Solarstromertrag deckt, sind Eigenverbrauchsquoten von 70 Prozent ohne Speicher möglich”, so Michael Aigner. “Das ist die praktizierte Energiewende für den Mittelstand.” Um einen hohen Eigenverbrauchsanteil zu erreichen, müssen freilich die stromverbrauchenden Arbeitsprozesse genau analysiert werden.

Eine Beispielrechnung ergibt: Rund 1.300 Euro pro Kilowattstunde installierte Leistung müssen Unternehmen bei einer normalen gewerblichen Größe von um die 100 Kilowatt investieren. Das sind 130.000 Euro. Bei einem Gewerbekundenstrompreis von 18 Cent pro Kilowattstunde und einem Stromverbrauch von rund 100.000 Kilowattstunden werden gut 12.500 Euro pro Jahr Stromkosten gespart. Die Einspeisevergütung bringt etwas über 3.000 Euro im Jahr. Zieht man die Besteuerung der EEG-Umlage von 2,5 Cent pro Kilowattstunde auf den selbst verbrauchten Strom ab, liegt die Amortisationszeit einer solchen Photovoltaikanlage bei rund elf Jahren, die Rendite bei knapp sechs Prozent.

Weitere Informationen: www.solarcluster-bw.de

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