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Time-of-Use-Tarife verbessern den CO2-Fußabdruck und senken die Kosten

Um sicherzustellen, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral wird, erfolgt ein stetiger Ausbau der erneuerbaren Energien. Letztes Jahr konnten die Erneuerbaren einen Anteil von 46,2 Prozent zum Bruttostromverbrauch des ganzen Landes beitragen. Dieser Anteil soll bis 2030 auf 80 Prozent oder mehr steigen. Dafür ist nicht nur ein schnellerer Ausbau nötig, Stand jetzt wäre eine Verdreifachung der Geschwindigkeit erforderlich. Um Klimaneutralität zu erreichen, ist auch die Mithilfe der Bürger:innen gefragt.

Verbrauchsoptimierung im Handumdrehen: Mit smarten Energiemanagementsystemen können Verbraucher:innen unter anderem ihre nachhaltige Energieversorgung maximieren, indem sie sich Time-of-Use-Tarife zu Nutze machen. (Quelle: gridX GmbH)

Wie Stromkonsument:innen sofort ihren Stromverbrauch bestmöglich nach erneuerbarer Energieerzeugung ausrichten können, erklärt ein Experte des Smart-Energy-Unternehmens, gridX: „Zunächst ist es wichtig, zu verstehen, wie Strom produziert wird, was Strom kostet und wie sich beides bedingt“, sagt Christian Augustin, Teamlead Solution Product Owner bei gridX. Europaweit erfolgt die  Preisbildung nach einem einheitlichen Prinzip: der Merit-Order. Nach diesem Modell werden immer die günstigsten Stromquellen genutzt, um die aktuelle Nachfrage zu decken. Die Stromgestehungskosten des teuersten eingesetzten Kraftwerks bestimmen dann den Strompreis. Neben den reinen Stromkosten werden Verbraucher:innen auch noch Kosten für die Übertragung und Verteilung sowie staatliche Steuern und Abgaben in Rechnung gestellt. Lange waren Atomkraftwerke die günstigste Stromquelle und kamen damit nach der Merit Order zuerst zum Zug, gefolgt von Braun- und Steinkohlekraftwerke und danach Strom aus Erdgas und Öl – die beiden teuersten Verfahren. Die Zunahme der erneuerbaren Erzeugungsquellen in Deutschland stellt dies allerdings auf den Kopf: Das Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) schreibt die Berücksichtigung von Strom aus Erneuerbaren in der Merit Order vor. Da die erneuerbare Erzeugung oft deutlich kostengünstiger ist, ergeben sich sinkende Preise. „Auch in Zukunft wird sich, verstärkt durch den stetig wachsenden Erneuerbaren-Anteil in der Stromerzeugung, ein Preisdruck nach unten, sprich sinkende Strompreise, entwickeln“, erklärt Augustin.

„Wer allerdings schon heute Geld bei Stromkosten einsparen will, kann sich bereits jetzt an schwankenden Preisen, die sich je nach dominierender Erzeugungsquelle ergeben, orientieren“, führt der gridX-Experte aus. Mit sogenannten Nutzungszeittarifen, auch bekannt als Time-of-Use-Tarife, erreichen Preisschwankungen die Konsument:innen, denn: Die Erzeugungskapazitäten beeinflussen den Preis maßgeblich: „Da erneuerbarer Strom sehr günstig ist – er hat beispielsweise nahezu keine Grenzkosten –, sind die Konsumentenpreise in Zeiten mit hoher erneuerbarer Produktion oft sehr niedrig“, sagt Augustin. Am 2. Juli 2023 führte dies beispielsweise in Kombination mit einer schwachen sonntäglichen Nachfrage zu negativen Strompreisen an den Großhandelsmärkten – eine Megawattstunde kostete minus 0,50 Euro. Für das Einspeisen ins Netz zu dieser Zeit mussten Einspeisende also Geld bezahlen, Entnehmende erhielten hingegen Geld für ihren Stromkonsum – je nach Stromvertag. Andersrum ergibt sich, dass teurere Erzeugungsquellen den Strom liefern, wenn die Erneuerbaren unproduktiv sind und dennoch viel Nachfrage vorhanden ist, zum Beispiel am Abend. Dann steigen die Preise und Nutzer:innen zahlen mehr Geld für konsumierten Strom. 

„In der Regel spüren Verbraucher:innen die Schwankungen des Strompreises nicht, denn die üblichen Tarife sind geglättet, sprich man zahlt immer den gleichen Preis“, erklärt Augustin. Will man seinen Verbrauch allerdings anhand von erneuerbaren Energiequellen ausrichten, ist es empfehlenswert, einen Wechsel des Stromtarifs zu erwägen. Time-of-Use-Tarife eignen sich hierfür, da man die Preise der jeweiligen Nutzungszeit bezahlt. „Verbraucher:innen haben mit Time-of-Use-Tarifen die Chance, mitzubestimmen, wie viel sie für Strom bezahlen. Die Rolle der Konsument:innen wird also aktiver“, erläutert der Experte. gridX fand in einer Analyse der Großhandelsstrompreise und des Anteils der erneuerbaren Energien in Deutschland für das erste Halbjahr 2023 heraus, dass der Strompreis pro zusätzlichem Prozentpunkt erneuerbaren Stroms um 1,59 Euro pro Megawattstunde sinkt. Neben den offensichtlichen finanziellen Einsparungen ergibt ein Wechsel zu Nutzungszeittarifen auch aus Umweltsicht Sinn. Da Preise in den Zeiten, in denen viel erneuerbarer Strom vorhanden ist, niedriger sind, erhalten Verbraucher:innen Anreize, dann Strom zu konsumieren, wenn die erneuerbare Produktion auf Hochtouren läuft. Wenn dann noch flexible Verbraucher, wie Wärmepumpen, Batteriespeicher oder Elektroautos betrieben oder geladen werden – mit diesem günstigen und nachhaltigen Strom – kann ihre Flexibilität in Zeiten hoher Preise genutzt werden. Damit reduziert sich direkt der individuelle ökologische Fußabdruck, da Stromverbrauch aus erneuerbaren Quellen maximiert wird.

Einen abschließenden Tipp hat Augustin noch für alle Konsument:innen: „Von Time-of-Use-Tarifen zu profitieren, klingt extrem zeit- und arbeitsintensiv auf Verbraucherseite. Das muss es aber nicht sein, denn dafür gibt es smarte Technologien.“ Intelligente Energiemanagementsysteme übernehmen die steuernde Funktion und timen den Betrieb oder die Ladung von großen Verbrauchern so, dass sie am kosteneffizientesten ablaufen. Lediglich bei gewissen Prozessen, wie dem Laden eines E-Autos, ist es ratsam, dass Verbraucher:innen dem System einige Rahmenbedingungen, wie Abfahrszeit oder zurückzulegende Strecke, vorgeben, damit das E-Auto auch immer dann wie gewünscht geladen verfügbar ist, wenn gefahren werden will. Auch kann über solche Systeme, wie das von gridX, lokale Solarproduktion mitberücksichtigt werden. Daraus ergibt sich noch mehr Potenzial, um Kosten und CO2-Ausstoß zu minimieren.

Weitere Informationen: de.gridx.ai