Interview mit Itron zum Thema „Internet der Dinge und Smart Homes“
Wir haben ein Interview mit Norbert Rickert, Smart Grid Solutions Sales for EMEA bei Itron, zum Thema „Internet der Dinge und Smart Homes“ geführt.
DeinEnergieportal: „Zurzeit überschwemmen internetfähige Produkte den Markt. Egal ob es sich um den schon oft beschriebenen internetfähigen Kühlschrank oder um eine Heizung handelt, die sich über eine mobile App aus der Ferne steuern lässt, die Zukunft scheint den Komponenten zu gehören, die über einen Anschluss an das weltweite Datennetz verfügen. Ist dieser Trend Ihrer Meinung nach nur für Endverbraucher relevant, oder spielt er auch eine Rolle für die Industrie, Stromerzeuger und ähnliche Organisationen?“
Rickert: „Dieser Trend spielt auch eine wichtige Rolle für die Stromerzeuger – etwa in Hinblick auf Versorgungsengpässe oder die Netzstabilität. Dabei bilden Smart Homes die Basis für intelligente Stromnetze: Echte Smart Homes optimieren mithilfe von intelligenten Zählern, sogenannten Smart Metern, im Zusammenspiel mit moderner Technologie und Software in Wärmepumpen, Kühlschränken und Heizungen den Energieverbrauch. So wird etwa die Wärmepumpe in Betrieb genommen, wenn ein besonders hoher Stromüberschuss im Versorgungsnetz vorhanden ist und sich der niedrigste Tagespreis für Strom abzeichnet. Gleichzeitig erzeugen viele Häuser beispielsweise über Photovoltaikanlagen selbst Energie. Auch die Einspeisung des erzeugten Stroms wird durch Smart Meters effizienter gesteuert: Dieser wird bestmöglich vor Ort genutzt oder in das Stromnetz zum gewinnbringendsten Preis eingespeist.“
DeinEnergieportal: „Immer wenn man mit dem Internet zu tun hat, stellt sich die Frage nach der Sicherheit. Zurzeit werden mehr Daten geklaut, als jemals zuvor und um die Sicherheit von Benutzerkonten steht es auch nicht immer zum Besten. Lässt sich nach Ihrer Ansicht wirkungsvoll verhindern, dass Hacker mit internetfähigen Anlagen wie beispielsweise der eben genannten Heizung, Schindluder treiben? Es ist ja nicht wünschenswert, dass irgendjemand während des Sommerurlaubs den Hauszugang hackt und dann zum Spaß tage- oder sogar wochenlang die Heizung auf der höchsten Stufe arbeiten lässt.“
Rickert: „Der Schutz der Daten ist ein wichtiges Thema. Aus diesem Grund war das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) von Anfang an bei der Entwicklung der Systemarchitektur und Sicherheitsstandards involviert. Auch bei Itron wird ein entsprechend hoher Sicherheitsstandard bei der Entwicklung unserer Lösungen berücksichtigt. Daher hat Deutschland eines der sichersten Metering-Systeme Europas – wenn nicht sogar weltweit. Einen kompletten Schutz vor Hackerangriffen gibt es jedoch nicht, da auch die Angreifer ihre Methoden ständig weiterentwickeln. Dabei ist auch der Kosten-Nutzen Aspekt zu berücksichtigen: Unternehmen müssen abwägen, wie stark sie welche Daten schützen wollen.“
DeinEnergieportal: „In welchen Einsatzbereichen der Energie- und Haustechnik sind Ihrer Meinung nach internetfähige Produkte besonders sinnvoll?“
Rickert: „Prinzipiell ergibt er Einsatz internetfähiger Geräte in Verbindung mit einem Smart Meter in allen Bereichen Sinn, die viel Energie verbrauchen: angefangen vom Kühlschrank über die Waschmaschine bis hin zum Boiler. Auch Elektroautos können in naher Zukunft eine große Rolle spielen, wenn sie ihre Akkus aufladen, wenn der Strompreis am niedrigsten ist. Gleichzeit lässt sich der Akku als Speicher nutzen. Wenn der Strompreis dann ansteigt, kann der zuvor gespeicherte Strom wiederum gewinnbringend verkauft werden.“
DeinEnergieportal: „Welche weiteren Konsequenzen werden sich aus dem Internet der Dinge und der zunehmenden Verbreitung von Smart Homes ergeben?“
Rickert: „Langfristig ist beispielsweise die Vernetzung intelligenter Versorgungssysteme der verschiedenen Bereiche Elektrizität, Gas, Wasser möglich. So entsteht ein komplexes Geflecht, auf Städteebene spricht man dann von Smart Cities. Smart Meter sind dabei die essentielle Grundlage sämtlicher Vorhaben, die unser Zusammenleben intelligenter, umweltschonender und effizienter macht.“