ArtikelHeizung/Warmwasser

Ohne den Ausbau der Fernwärme kann die Energiewende nicht gelingen

Auch Deutschland könnte bis zu 50 Prozent des Wärmebedarfs mit Fernwärme decken. Heute beträgt der Anteil der Fernwärme zirka 13 Prozent. Dazu müssen in den nächsten zehn bis 20 Jahren die Nah- und Fernwärmenetze deutlich ausgebaut werden. Geschieht dies nicht, kann auch die Energiewende nicht gelingen – weil nur die Fernwärme als Verteilsystem eine vollumfängliche Integration aller verfügbaren Wärmeenergiequellen bei gleichzeitiger Priorisierung erneuerbarer Energien ermöglicht. Gerade bei erneuerbaren Energien ist effiziente Energienutzung entscheidend, damit unsere Systeme nicht überfordert werden.

Verstärkt wird das Potenzial der Fernwärme und die damit verbundene Energieeinsparung zusätzlich durch den Wechsel von einem Angebots- zu einem bedarfsgetriebenen System mit einer durch künstliche Intelligenz gestützten, automatisierten Regelungstechnik. Digitale Tools und künstlicher Intelligenz ermöglichen es, dass vom Energieerzeuger und der Leitstelle des Fernwärmeversorgers über Netzknotenpunkte und Übergabestationen bis zu den Regelungskomponenten in den einzelnen Gebäuden und Haushalten alles vernetzt und in der Lage ist, intelligent miteinander zu kommunizieren. Konkret lassen sich dadurch bis zu 25 Prozent Energie einsparen. Ein Beispiel für den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Fernwärme ist das Optimierungssystem Leanheat. Die KI-basierte Software spart Energie, reduziert Lastspitzen und senkt Rücklauftemperaturen in Fernwärmenetzen. Durch eine digitale Lösung integriert die Software Gebäude in den Optimierungsprozess des Fernwärmesystems und passt auf Basis kontinuierlicher Echtzeitmessungen die Regelung der Sekundärseite dynamisch an den tatsächlichen Bedarf an. Auf diese Weise wird das Effizienzpotenzial sowohl auf Netz- als auch auf Gebäudeseite bestmöglich ausgeschöpft und das Fernwärmenetz von der Erzeugung bis zum Kunden optimiert. Die smarte Steuerungssoftware integriert auch die Kundenseite, da sie detaillierte Einblicke in die Wärmenutzung erlaubt und Techniker über Sensordaten etwaige technische Probleme schneller identifizieren können. Wie dies in der Praxis aussehen kann, zeigt ein Pilotprojekt zur Optimierung der Fernwärmeversorgung in Hannover, an dem sich Danfoss beteiligt hat. In Kooperation mit dem kommunalen Energieversorger Enercity und der Wohnungsgenossenschaft Ostland wurden in der Heizperiode 2018/2019 insgesamt 24 Liegenschaften mit dem intelligenten Optimierungssystem ausgestattet.  Allein im Jahr 2019 ließ sich der Energieverbrauch witterungsbedingt dadurch um neun Prozent im Vergleich zu 2018 reduzieren. Nach sehr guten Ergebnissen in der ersten Heizperiode entschied sich Enercity deshalb im Jahr 2019, weitere 20 Übergabestationen mit der intelligenten Softwarelösung auszustatten. Insgesamt versorgen die integrierten Übergabestationen nun rund 900 Wohnungen.

Beispiele wie diese zeigen, dass durch den sinnvollen Einsatz von künstlicher Intelligenz kombiniert mit energieeffizienten Innovationen, Mensch und Klima profitieren. Mit modernster Technologie können die Energiewende und ein grüner Neustart der Wirtschaft gelingen. Ein solcher Wandel erfordert wirtschaftliche Motivation, bei der ehrgeizige Klimaziele und die Schaffung von Arbeitsplätzen berücksichtigt werden. Ein stabiler Rechtsrahmen ist – zusammen mit der richtigen Unterstützung – der Schlüssel für das Erreichen des Ziels des Pariser Klimaschutzabkommens: die Begrenzung des Anstiegs der weltweiten Temperatur auf 1,5 Grad.