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Sieben Mythen zur Wärmepumpe – und warum sie das Heizsystem der Zukunft ist

Autor/Redakteur: Sjacco van de Sande, Geschäftsführer der ait-Group und Vorstandsmitglied des Bundesverbands Wärmepumpe/gg

Im Zuge der sich immer schneller vollziehenden Wärmewende stehen alternative Heiztechnologien im Fokus. Vor allem Wärmepumpen haben in den letzten Jahren eine besondere Bedeutung erlangt, da sie einen entscheidenden Beitrag zur Dekarbonisierung im Gebäudesektor und damit zur Erreichung der langfristigen Klimaziele leisten. Trotz ihres Potenzials halten sich immer noch Irrtümer über die Wärmepumpe. Im Folgenden möchte ich mit diesen Mythen aufräumen, das Verständnis für diese Technologie vertiefen und die Bedeutung und Vorteile der Wärmepumpe für die Energiewende hervorheben.

Sjacco van de Sande ist Geschäftsführer der ait-Group und Vorstandsmitglied des Bundesverbands Wärmepumpe. (Bild: Sjacco van de Sande/ait-Group/BWP)

Mythos 1 – Wärmepumpen sind nur für Neubauten geeignet

Wärmepumpen können fast überall installiert werden und ein Gebäude mit Wärme versorgen. Richtig ist, dass ältere Bestandsgebäude oft schlechter gedämmt sind, was dazu führt, dass jede Art von Heizsystem größer dimensioniert werden müssen und gegebenenfalls weniger energieeffizient arbeiten kann. Bei einer Sanierung werden in der Regel sowohl die Heizungsanlage als auch die Dämmung erneuert. Davon profitiert in jedem Fall der Wert des sanierten Gebäudes, unabhängig vom Heizsystem. Der Einbau einer Wärmepumpe wirkt sich sowohl im Neubau als auch im Bestand positiv auf den Energiebedarf, den Gebäudewert und die Umweltbilanz aus.

Mythos 2 – Wärmepumpen funktionieren nur mit Fußbodenheizung

Wärmepumpen werden häufig in Verbindung mit Flächenheizungen wie Fußboden- oder Wandheizungen eingesetzt. Dafür gibt es einen guten Grund: Die großflächige Wärmeverteilung dieser Heizsysteme erfordert niedrige Vorlauftemperaturen. Das erhöht den Wirkungsgrad der Wärmepumpe, da sie bereits bei geringen Temperaturdifferenzen wirkungsvoll arbeiten kann.

Wärmepumpen können jedoch genauso gut mit konventionellen Heizsystemen kombiniert werden. Je nach Art der Heizkörper werden entsprechende Wärmepumpenmodelle ausgewählt, die auf höhere Vorlauftemperaturen ausgelegt sind. Wärmepumpen sind daher sowohl für Fußbodenheizungen als
auch für andere Heizkörpersysteme eine sehr attraktive Lösung.

Mythos 3 – Wärmepumpen sind im Winter nicht effizient

Moderne Wärmepumpen können selbst bei kalten Außentemperaturen von bis zu minus 20 Grad sehr zuverlässig und konstant Wärme liefern. Für den Betrieb einer Wärmepumpe ist ausschlaggebend, dass die Temperatur des Kältemittels unterhalb der Temperatur der Wärmequelle – zum Beispiel der Umgebungsluft, des Grundwassers oder des Erdreichs – liegt. So ist die Wärmepumpe in der Lage, Wärme aus der Umwelt aufzunehmen, auf ein höheres Temperaturniveau zu bringen und an das Heizsystem des Gebäudes abzugeben.

Bei Luftwärmepumpen kommt in der Regel ein Heizstab zum Einsatz, der bei extrem niedrigen Temperaturen als Zusatzheizung dient. Auf diese Weise ist die Heizleistung auch bei sehr niedrigen Temperaturen gewährleistet. Diese Heizung wird jedoch, wenn überhaupt, nur an wenigen Tagen im Jahr bei Außentemperaturen weit unter dem Gefrierpunkt eingesetzt.

Mythos 4 – Wärmepumpen verbrauchen zu viel Strom

Wärmepumpen verwenden den benötigten Strom in erster Linie nicht zum Heizen, sondern vielmehr für den Betrieb des Verdichters und des Ventilators. Die eigentliche Energie für die Wärmepumpe stammt aus der Umwelt, sei es aus dem Erdreich, der Umgebungsluft oder anderen Quellen. Mit Hilfe des Verdichters und des Kältemittels wird diese Umweltenergie auf ein höheres Temperaturniveau gebracht und dann zur Beheizung des Gebäudes genutzt.

Entscheidend ist, dass Wärmepumpen zwar Strom benötigen, um den Heizprozess zu unterstützen, gleichzeitig aber die natürliche Umweltwärme sehr effizient nutzen. Ein wichtiger Gradmesser für diese Effizienz ist die so genannte Jahresarbeitszahl (JAZ). Mit typischen Werten zwischen drei und vier verdeutlicht die JAZ eindrucksvoll die hohe Effizienz der Wärmepumpentechnik. Denn anders ausgedrückt bedeutet dieser Wert, dass eine Wärmepumpe aus einer Kilowattstunde Strom rund vier Kilowattstunden Wärme erzeugt. Damit ist sie nicht nur eine ressourcenschonende Heizlösung, sondern auch eine Möglichkeit, langfristig erhebliche Energiekosten einzusparen.

Mythos 5 – Heizen mit Wärmepumpe ist viel zu teuer

An dieser Stelle sei zunächst darauf hingewiesen, dass die derzeit noch höheren Investitionskosten für Wärmepumpen häufig durch staatliche Förderprogramme erheblich kompensiert werden können. Diese Förderungen tragen dazu bei, die Amortisationszeit zu verkürzen und die wirtschaftliche Attraktivität von Wärmepumpen zusätzlich zu erhöhen.

Bei den Betriebskosten einer Wärmepumpe stehen vor allem die Stromkosten im Vordergrund. Der tatsächliche Stromverbrauch hängt allerdings von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem aktuellen Stromtarif, dem energetischen Zustand des Gebäudes oder auch der Nutzung erneuerbarer Energiequellen, wie etwa Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung.

Dank ihrer hohen Effizienz und der Möglichkeit, erneuerbare Energiequellen zu nutzen, weisen Wärmepumpen in der Regel langfristig niedrigere Betriebskosten im Vergleich zu fossilen Heizsystemen auf. Über die lange Nutzungsdauer hinweg erweisen sich Wärmepumpen daher trotz höherer Anschaffungskosten als insgesamt wirtschaftlicher und stellen oft die kostengünstigere Alternative dar.

Mythos 6 – Wärmepumpen sind zu laut

Die Realität ist, dass moderne Wärmepumpen während des Betriebs im Nachtmodus Geräusche im Bereich von 30 dB(A) erzeugen, was in etwa der Lautstärke eines Flüsterns entspricht. Die wahrgenommenen Geräusche können sowohl auf Körperschall als auch auf Luftschall zurückzuführen sein. Körperschall breitet sich durch Schwingungen im Boden aus, während Luftschall durch die Luft übertragen wird. Um die Lärmbelastung durch Luftschall zu reduzieren, können Maßnahmen zur Schalldämmung sehr wirkungsvoll eingesetzt werden. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, den Schall zu absorbieren oder zu reflektieren, bevor er sich ausbreiten kann. Bei Körperschall kann eine Entkopplung der Wärmepumpe durch die Aufstellung auf einem festen Fundament erreicht werden. Dadurch werden die Schwingungen von der Gebäudestruktur isoliert und die Übertragung von Körperschall auf ein Minimum reduziert. Eine echte akustische störende Wirkung ist daher objektiv nicht feststellbar.

Mythos 7 – Wärmepumpen sparen kein CO2 ein und sind umweltschädlich

Wärmepumpen leisten einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Einsparung und sind eine der effizientesten Maßnahmen zur Dekarbonisierung des CO2-intensiven Gebäudesektors. Wird der Strom für den Betrieb der Wärmepumpe aus erneuerbaren Quellen gewonnen, entstehen praktisch keine CO2-Emissionen.

In diesem Fall arbeitet die Wärmepumpe zu nahezu 100 Prozent umweltfreundlich. Wärmepumpen benötigen zwar Kältemittel, um Wärme in Heizenergie umzuwandeln. Allerdings wird hier zunehmend das umweltfreundliche Kältemittel R290 (Propan) eingesetzt. Propan ist ein natürliches Kältemittel, das keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt hat und in einem geschlossenen Kreislauf sicher verwendet werden kann.

Quelle: Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e. V.

Warum Wärmepumpen die Zukunft der Heiztechnik sind

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Wärmepumpen aufgrund ihrer Effizienz, Umweltfreundlichkeit und Anpassungsfähigkeit zu den fortschrittlichsten Heiztechnologien zählen. Mit ihrem Potenzial zur CO2-Reduktion und der Möglichkeit zur Nutzung erneuerbarer Energien werden sie in Zukunft einen entscheidenden Beitrag zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors leisten. Die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Technologie und ihre Integration in bestehende und neue Heizsysteme machen Wärmepumpen zu einem zentralen Baustein der modernen Energiewende.