Elektrik in Tiny Houses
Tiny Houses sind voll im Trend. Nach Angaben des Tiny-House-Verbands können sich 65.000 Deutsche vorstellen, irgendwann in ein Tiny House umzuziehen. Auf der Messe Karlsruhe fand Anfang des Monates bereits zum dritten Mal das Tiny-House-Festival statt. Die kleinen Häuser setzen als alternatives Wohnkonzept auf Minimalismus und Reduktion. Das Leben findet dabei auf kleinstem Raum, teilweise auch mobil, statt. Auf diese Weise geben Tiny Houses eine Antwort auf die hohen Immobilienkosten, die ständig zunehmende Versiegelung der Flächen und die explodierenden Energiepreise.
Der Markt für Tiny Houses, oder auch Mini- und Container-Häuser, hat sich zu einem zukunftsreichen entwickelt und spricht schon längst nicht mehr die sogenannten Aussteiger an, sondern Singles, Paare, Rentner und Familien gleichermaßen. „Worauf Tiny-House-Bewohnerinnen und Bewohner bei allem Minimalismus nicht verzichten sollten, ist eine gut geplante und fachmännisch ausgeführte Elektroinstallation“, stellt Michael Conradi von der Initiative ELEKTRO+ fest. „Das bringt Wohnkomfort und vor allem die nötige Sicherheit.“ Der Experte gibt Tipps, worauf zukünftige Tiny-House-Besitzerinnen und -Besitzer in puncto Elektroanlage achten sollten.
Ausreichend Steckdosen trotz begrenztem Platz
Minihäuser haben meist einen offenen Grundriss. Das Leben findet auf einer kleinen Fläche statt, auf der Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad, WC und Küche untergebracht sind. Der Grundriss bringt es mit sich, dass nur wenige Wände vorhanden sind, das Anbringen von ausreichend Schaltern und Steckdosen für Leuchten und Elektrogeräte ist schwierig. Trotzdem sollten sich Bauherrinnen und -herren an der Richtlinie RAL-RG 678 orientieren. Diese gibt Auskunft über Anforderungen an die Elektroinstallation und umfasst verschiedene Ausstattungsstufen vom Mindeststandard bis hin zur Komfortvariante. Um Platz zu sparen, sind Steckdosen mit integrierten USB-Anschlüssen und Schnellladefunktion sinnvoll, sie ermöglichen das gleichzeitige und schnelle Aufladen unterschiedlicher Elektrogeräte. Darüber hinaus bieten sogenannte Electronic-Dosen in luftdichter Ausführung Platz für Einbaugeräte wie Schalter und Steckdosen, Antennen- und Netzwerkanschlüsse sowie weitere elektronische Bauteile. Tiny Houses sind auch smart-home-fähig, die gesamte Ausstattung – von der Beleuchtung bis zum Sonnenschutz – lässt sich auch auf engem Raum intelligent miteinander vernetzen und bequem per App steuern.
Durchgängiges Schutzkonzept im Tiny House notwendig
Auch in einem Minihaus kommen verschiedene elektrische Geräte und Anwendungen zum Einsatz. Damit diese bedenkenlos betrieben werden können, ist ein durchgängiges Schutzkonzept wichtig. Bei derart kompakten Gebäuden, wie dem Tiny House, darf die Elektroverteilung allerdings nicht übermäßig viel Platz einnehmen. Die normativen Forderungen an die Schutzorgane können daher mit kompakten Schutzgeräten in Form von FI/LS-Schaltern oder AFDD mit integriertem Leitungsschutz erfüllt werden. Um die eigenen vier Wände damit auszustatten, ist kein großer Aufwand nötig. Die Schalter werden einfach in den Installationsverteiler integriert.
Überspannungsschutzkonzept gibt Sicherheit bei Gewittern
Damit die Energie- und Informationstechnik auch dann gut funktioniert, wenn sich Gewitter in der Nähe des Tiny House ereignen, ist zudem ein Überspannungsschutzkonzept notwendig. Darin enthalten ist unter anderem der normativ vorgeschriebene Schutz der Versorgungsleitungen. Eine weitere wichtige Maßnahme stellt der Schutz der Endgeräte dar: So wird die Nutzung nicht gestört und wichtige Daten gehen nicht verloren. Ein äußerer Blitzschutz rundet das Konzept ab und macht das gute Gefühl auch bei starken Gewittern perfekt.
Erneuerbare Energien
Die Autarkie des Hauses ist ein wichtiger Faktor des Tiny House Movement. Aus diesem Grund nutzen viele Bewohner in erster Linie Solarenergie. Diese wird über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Minihauses gewonnen und deckt im Idealfall 60 Prozent des durchschnittlichen Energiebedarfs. Problematisch wird die Stromversorgung durch erneuerbare Energien bei schlechtem Wetter und im Winter, wenn die Tage wieder kürzer werden. Da die PV-Anlage in dieser Zeit deutlich weniger Strom produziert, sollte das Tiny House zusätzlich an das öffentliche Stromnetz angeschlossen werden und über entsprechende Anschlüsse verfügen. Individuelle Beratung zu Ausstattung und Möglichkeiten der Elektroinstallation im Tiny House bieten Elektrofachleute.
Weitere Informationen: https://www.elektro-plus.com