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Heizungstausch im Bestand: Praktische Erfahrungen – Gastherme raus, Wärmepumpe rein

Dr. Götz Güttich

Letztes Jahr haben wir in unserem Haus die Heizung getauscht. In dem Gebäude aus dem Jahr 2006 arbeitete zu diesem Zeitpunkt eine Gastherme vom Typ “Vitodens 200 WB2A” von Viessmann. Diese wurde durch eine Wärmepumpe von Nibe ersetzt. In diesem Beitrag wollen wir die Erfahrungen teilen, die wir dabei gemacht haben.

Unser Keller während des Heizungstauschs. (Bild: Dr. Götz Güttich)

Da unser Haus über eine relativ gute Dämmung verfügt, waren unsere Heizkosten nie besonders hoch. So hatten wir beispielsweise zum Beheizen des 169 Quadratmeter großen Hauses im Jahr 2022 knapp 870 Euro Gaskosten. Da unsere Gastherme aber langsam in die Jahre kam, auch schon ein paar Reparaturen an dem Gerät erforderlich gewesen waren und abzusehen war, dass der Gaspreis – nicht zuletzt wegen der steigenden CO2-Abgabe – stets weiter zunehmen würde, entschieden wir uns Anfang 2022 zum Umstieg auf eine Wärmepumpe.

Nach einer Bedarfsanalyse kamen wir zu dem Schluss, dass die S2125-8 von Nibe in Kombination mit der Inneneinheit VVM S320 E EM 3x400V des gleichen Herstellers für unser Gebäude die richtige Lösung war. Insbesondere gefiel uns in diesem Zusammenhang, dass der Warmwasserspeicher direkt in die VVM S320 E EM 3x400V integriert ist, so dass in unserem Keller sogar nach dem Umbau etwas Platz frei wurde. Wir bestellten die Wärmepumpe Anfang Februar 2022, also kurz vor der russischen Invasion in der Ukraine.

Zu diesem Zeitpunkt gab es aufgrund der Corona-Pandemie bereits Lieferprobleme, so dass wir damals davon ausgingen, dass die Anlage frühestens Ende Oktober, eher Anfang November geliefert würde. Deswegen war unsere Überraschung groß, als uns unser Installateur bereits im Juni anrief, um uns mitzuteilen, dass er die Heizung in der darauffolgenden Woche austauschen wolle. Wir räumten daraufhin unseren Keller frei, damit der Tausch problemlos über die Bühne gehen konnte.

Die alte Heizung vor dem Umbau. (Bild: Dr. Götz Güttich)

Leider erschien in der nächsten Woche niemand und wir konnten den verantwortlichen Ansprechpartner auch erst in der Woche darauf erreichen. Auf Nachfrage teilte er uns mit, dass die Wärmepumpe, die er bei uns einbauen wollte, leider nicht geliefert worden sei. Wäre schön gewesen, wenn er uns das von sich aus zeitnah mitgeteilt hätte.

Er erklärte uns auch, dass wir jetzt definitiv auf Platz eins seiner Liste seien, da er ja schon einmal einen Termin bei uns gemacht habe und dass er damit rechne, dass der Heizungstausch wohl im August über die Bühne gehen könne. Wir räumten also unseren Keller wieder ein und warteten. Der Juli kam, der August, der September und irgendwann fragten wir wieder einmal nach. Die Antwort war, sie würden sich schon melden, wenn es etwas Neues gäbe.

Der Umbau ging schnell

Um die Geschichte etwas abzukürzen, der Heizungstausch fand dann schließlich Ende April 2023 statt. Insgesamt wurde für den Prozess ein Zeitraum von einer Woche angesetzt, in der Praxis schafften die Monteure die ganze Arbeit in vier Tagen. Die alte Heizung wurde bereits am Vormittag des ersten Tages außer Dienst gestellt, so dass wir insgesamt etwas mehr als dreieinhalb Tage ohne Heizung und warmes Wasser waren.

Die Außenarbeiten. (Bild: Dr. Götz Güttich)

Nach dem Abbau der Gastherme führten die Monteure zunächst einmal die erforderlichen Kernbohrungen durch und installierten danach die Inneneinheit und die Wärmepumpe. Für letztere musste im Außenbereich noch ein Fundament gegossen werden. Danach wurden die neu verlegten Rohre gedämmt und das Heizsystem in Betrieb genommen. Während des Projekts fiel uns auf, dass die Montage der Wärmepumpe mit qualitativ sehr hochwertiger Arbeit und hoher Effizienz durchgeführt wurde. Es gab überhaupt keinen Grund, hier an irgendetwas Kritik zu üben. Da es nach dem Heizungstausch draußen bereits warm wurde, konnten wir die Heizfunktion aber nur an ein paar Tagen genießen, danach war das System die nächsten Monate lediglich mit der Zubereitung von warmem Wasser beschäftigt.

Auf jeden Fall funktionierte die Heizung im April einwandfrei und war waren die ganze Zeit nur damit beschäftigt, die Temperatur zu reduzieren, da die Voreinstellung, mit der die Installateure die Heizung bei uns zurückließen, viel zu hoch war. Dass diese Einstellung nicht stimmt, ist aber normal, da man sie für jedes Gebäude selbst herausfinden muss.

Die Kernbohrungen. (Bild: Dr. Götz Güttich)

Das Finden der richtigen Konfiguration

Nach ein paar Betriebswochen stellten wir fest, dass die Wärmepumpe ziemlich ineffizient arbeitete. Glücklicherweise verfügten wir über einen guten Kontakt zum Hersteller, was auch einer der Gründe war, weswegen wir uns für eine Anlage von Nibe entschieden hatten. Unser Kontakt sorgte dafür, dass sich ein Spezialist des Herstellers über das Internet mit unserem System verband, um die Konfiguration zu überprüfen. Dieser stellte fest, dass bei der aktuellen Konfiguration für die Warmwasserbereitung am Tag durchschnittlich zehn Verdichterstarts anfielen. Dieser Wert erschien ihm sehr hoch. Der Grund dafür lag darin, dass zwischen der Brauchwasserstart- und der Brauchwasserstopptemperatur lediglich eine Differenz von einem Grad eingestellt war, so dass die Wärmepumpe beim Erreichen des oberen Grenzwertes ausging, aber schon wieder ansprang, wenn die Wassertemperatur um lediglich ein Grad gesunken war. Eine solche Konfiguration ist nicht zu empfehlen, da sie den Verdichter unnötig beansprucht und zudem relativ hohe, nutzlose Stromkosten erzeugt.

Abgesehen davon waren die Werte für den Brauchwasserbedarf “niedrig” höher eingestellt, als für den Brauchwasserbedarf “mittel”. Deswegen erzeugte das System in Stufe “niedrig” mehr warmes Wasser, als in Stufe “mittel”, was ebenfalls wenig Sinn ergab. Der Nibe-Spezialist passte die Werte so an, dass das System in Stufe “niedrig” das Wasser weniger erwärmte als in Stufe “mittel” und dass die Grenzwerte für das Starten und Stoppen des Verdichters vier Grad auseinander lagen. Danach verbesserte sich die Effizienz schlagartig. 

Die Anschlüsse nach dem Abschluss der Arbeiten. (Bild: Dr. Götz Güttich)

Software-Probleme

Im Laufe des Sommers hatten wir dann noch mit diversen Software-Problemen zu kämpfen. Nach einem Firmware-Update schaltete sich die Wärmepumpe immer aus, wenn die Außentemperatur mehr als 30 Grad betrug. Sie meldete dann, man solle sie neu starten, wenn die Temperatur außen wieder gesunken sei. Leider brachte das nichts. Die einzige Möglichkeit, die Wärmepumpe wieder in Betrieb zu nehmen, bestand darin, sie komplett vom Strom zu trennen, also die Sicherungen raus zu nehmen, ein paar Minuten zu warten und sie dann neu zu starten. Dann ging sie wieder, bis draußen erneut mehr als 30 Grad Temperatur herrschten. Danach mussten wir den eben genannten Schritt wiederholen. Nibe brachte relativ zeitnah ein Update heraus, das den genannten Fehler adressierte. Dieses Update löste den Fehler aber leider nicht, stattdessen traten zwei neue Fehler auf, ein Fühlerfehler beim Außenluftfühler und eine Warnmeldung “Hohe Heißgastemperatur”.

Lösen konnten wir das Problem temporär mit einem Firmware-Downgrade, bei dem uns unser Installateur unterstützte. Nach den Sommerferien erschien dann eine neue Firmware, die die genannten Probleme beseitigte.

Schlagende Heizventile

Kommen wir nun zur letzten Schwierigkeit, mit der wir nach dem Heizungstausch zu kämpfen hatten. Eines Nachts wachten wir durch laute Geräusche auf, ich dachte zuerst, dass in einiger Entfernung ein Hubschrauber unterwegs wäre, wir stellten dann aber schnell fest, dass einer der Heizkörper bei uns im Haus, beziehungsweise das darin befindliche Heizungsventil, diese laut schlagenden Geräusche verursachte. Das Schlagen verschwand unverzüglich, als wir am Thermostaten drehten. Das Problem wiederholte sich in den nächsten Tagen und Wochen mehrmals mit unterschiedlichen Heizkörpern und es war relativ schwierig, es zu reproduzieren und die Ursache zu finden.

Um die Geschichte abzukürzen: Es scheint damit zusammenzuhängen, dass moderne Wärmepumpen eine stufenlos regelbare Pumpe haben, die je nach Bedarf mit einer Leistung zwischen 0 und 100 Prozent pumpt. Bei unserer alten Gasheizung war das nicht so, dort war die Pumpe stets auf einen festen Wert eingestellt. Arbeitet die Wärmepumpenpumpe nun zufällig mit einer Leistung, die über eine Art Resonanzeffekt das Heizventil in einem unserer Heizkörper zum Schlagen bringt, so tritt das geschilderte Verhalten auf. Das ist also kein Nibe-spezifisches Problem, sondern kann mit allen Wärmepumpen mit dynamisch regelbaren Pumpen auftreten.

Bild: Dr. Götz Güttich

Hier gibt es verschiedene Lösungsansätze: Da es in der Regel reicht, das Thermostat ein bisschen zu verdrehen, besteht die Option, das Thermostat immer, wenn ein Ventil schlägt, etwas umzustellen. Mit etwas Glück findet man dann eine Einstellung, bei der nichts passiert. Diesen Weg beschreiten wir gerade und hatten seit Wochen keine Schwierigkeiten mehr. Sicher sagen, ob es funktioniert, kann man aber erst nach einem kompletten Jahr.

Die zweite Option besteht darin, falls möglich, die Ventile der Heizkörper durch neuere zu ersetzen, die mit dynamischen Pumpen besser klarkommen. Die dritte Möglichkeit wäre es, die Pumpe im Heizsystem wie bei der alten Heizung auf einen festen Wert einzustellen. Damit ist das Problem auf jeden Fall aus der Welt, die Heizung arbeitet dann aber nicht mehr so effizient. Der letzte Schritt wäre dann das Austauschen der Heizkörper.

Fazit

Im Moment läuft unser Heizsystem sehr gut und wir kommen auf eine JAZ (Jahresarbeitszahl) von um die vier. Wir erhalten also aus dem System viermal so viel Wärme, wie wir an Strom hineingeben, was eine absolut befriedigende Effizienz darstellt. Positiv ist auch zu vermerken, dass die Außeneinheit extrem leise läuft. Zwei Meter entfernt davon befindet sich ein Büro und das Gerät stört überhaupt nicht bei der Arbeit. Während des Heizungstauschs haben wir auch festgestellt, dass unsere Installateure offensichtlich für den Hardware-Umbau gut geschult waren und eine hochwertige Anlage bauen konnten. Bei der Anlagenkonfiguration scheint es aber in manchen Fällen noch Defizite zu geben, genauso wie bei der Qualitätskontrolle der Software-Updates durch manche Hersteller.