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Wärmepumpen im Bestand: Effizient heizen auch im Altbau

Autor/Redakteur: Henning Schulz, Leiter Unternehmenskommunikation, Presse und PR bei STIEBEL ELTRON/gg

Die Nachfrage nach Wärmepumpen im Bestand steigt rasant. Hier steht in den kommenden Jahren der Austausch von Millionen Öl- und Gasheizungen an. Gleichwohl zweifeln Wärmepumpen-Skeptiker noch immer an der Bestandstauglichkeit der Wärmepumpe. Doch für solche Bedenken gibt es keinen Grund: Mit dem passend gewählten Wärmepumpentyp lässt sich nahezu jedes Bestandsgebäude effizient beheizen.

Bild: STIEBEL-ELTRON

Wärmepumpen sind das Heizsystem der Stunde. Angesichts wachsender Versorgungsunsicherheit und steigender Energiepreise führt an der lange Zeit unterschätzten Technologie heute kein Weg mehr vorbei. Während Wärmepumpen im Neubau ohnehin längst das Standard-Heizsystem sind, steigt aufgrund des wachsenden Sanierungsdrucks nun auch die Nachfrage im Bestand. Hier müssen in den kommenden Jahren mindestens die gut zwölf Millionen veralteten Öl- und Gasheizungen ausgetauscht werden. Idealerweise wird dies zu einem Großteil durch Wärmepumpen geschehen. Gleichwohl werden in der öffentlichen Debatte immer wieder Zweifel an der Tauglichkeit von Wärmepumpen in bestehenden Gebäuden laut: Ohne umfassende Sanierungsmaßnahmen ließen sich insbesondere Altbauten mit einer Wärmepumpe nicht effektiv beheizen – so das pauschale Urteil. Richtig ist, dass eine Wärmepumpe im Bestand kaum dieselben Effizienzwerte wie im Neubau erreichen kann. Tatsächlich lassen sich aber auch in Bestandsgebäuden sehr gute JAZ von 3,1 bis 4,1 erzielen, wie eine umfangreiche Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE über den Wärmepumpeneinsatz in 15 bis 150 Jahre alten Bestandsgebäuden belegt. Damit ist die Wärmepumpe nicht nur deutlich umweltfreundlicher als jede Öl- oder Gasheizung, sondern zudem auch äußerst wirtschaftlich zu betreiben. Von einer mangelnden Eignung für bestehende Gebäude kann somit nicht die Rede sein, im Gegenteil: Schätzungen gehen davon aus, dass rund 80 Prozent der Bestandsgebäude ohne weitere Sanierungsmaßnahmen auch mit einer Wärmepumpe effizient beheizt werden können.

Heizungsvorlauftemperatur ausschlaggebend für Wärmepumpen-Einsatz

Wärmepumpen erfüllen demnach im Regelfall auch im Bestand ihren Zweck – selbstverständlich gibt es aber auch hier gelegentlich Ausnahmen. Obwohl in den meisten Gebäuden im Laufe der Zeit zumindest kleinere Sanierungsmaßnahmen – wie etwa der Austausch der Fenster – durchgeführt wurden, bleiben auch dann noch einige wenige Einzelfälle mit einem derart großen Sanierungsstau übrig, dass von einer Wärmepumpeninstallation zunächst abgeraten werden muss. Ausschlaggebend ist die erforderliche Heizungsvorlauftemperatur: Liegt diese unter 60 Grad, kann ohne Einschränkungen eine Wärmepumpe zum Einsatz kommen. Im Temperaturbereich von 65 bis 70 Grad sollten eventuell kleinere Sanierungsmaßnahmen wie der Austausch einzelner Heizkörper erwogen werden, um die Vorlauftemperatur absenken zu können. Bei Vorlauftemperaturen von über 70 Grad führt an einer energetischen Sanierung zumeist aber kein Weg mehr vorbei. Allerdings wäre das völlig unabhängig von einer Heizungssanierung, also auch beim Weiterbetrieb des Öl- oder Gaskessels geboten, da die energetische Qualität der Gebäudehülle augenscheinlich äußerst schlecht wäre. Die Frage ist deshalb nicht, ob Wärmepumpen für Bestandgebäude geeignet sind, sondern, welches System den individuellen Wärmebedarf des Gebäudes optimal decken kann.

Grafik: STIEBEL-ELTRON

Typenwahl: Luftwärmepumpe wird Standardlösung

Der erste Schritt jeder erfolgreichen Wärmepumpeninstallation umfasst daher die Wahl des passenden Wärmepumpentyps. Hier können sich Anwender grundsätzlich zwischen einer Luft-Wasser-Wärmepumpe, Sole-Wasser-Wärmepumpe oder Wasser-Wasser-Wärmepumpe entscheiden. Dabei sollte zuallererst betrachtet werden, welche technische Lösung basierend auf dem ermittelten Heizleistungsbedarf und den lokalen baulichen Gegebenheiten möglich und zulässig ist. Danach sind dann auch Zeitplan, Budget und möglicherweise individuelle Wünsche des Anwenders mit einzubeziehen.