Zukunft gestalten: Vom klimaneutralen zum klimapositiven Bauen
Autor/Redakeur: Christian Schaar, Geschäftsführer der S2 GmbH/gg
Der Gebäudesektor trägt mit etwa 30 Prozent in Deutschland und sogar 38 Prozent weltweit erheblich zum globalen CO2-Ausstoß bei. Diese Zahlen verdeutlichen die dringende Notwendigkeit, Bauweisen grundlegend zu überdenken. Ein Paradigmenwechsel hin zu klimaneutralem und klimapositivem Bauen ist unerlässlich, um die durch Neubauten und den Betrieb bestehender Gebäude verursachte Umweltbelastung zu minimieren und den Klimazielen gerecht zu werden.
Klimaneutrales und klimapositives Bauen stellen innovative Ansätze im Baugewerbe dar, die entscheidend zur Reduktion von Treibhausgasemissionen beitragen. Klimaneutrales Bauen strebt an, dass Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus eine neutrale CO2-Bilanz erreichen. Das Ziel ist es, den Ausstoß von Treibhausgasen so weit wie möglich zu reduzieren und die verbleibenden Emissionen durch Maßnahmen wie Aufforstung oder den Kauf von CO2-Zertifikaten auszugleichen. Der Übergang zum klimapositiven Bauen erweitert diese Zielsetzung, indem Gebäude mehr Kohlenstoffdioxid kompensieren, als sie verursachen, und mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen.
Fünf Schlüsselstrategien für nachhaltige Gebäude
- Der Einsatz nachhaltiger Baumaterialien wie zum Beispiel Holz und Lehm sowie recycelbare Baustoffe trägt erheblich zur Reduzierung der CO2-Emissionen bei. Holz kann das Raumklima durch seine feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften verbessern und bietet exzellente Wärmedämmeigenschaften. Lehm zeichnet sich unter anderem durch eine sehr geringe Energiebilanz bei der Gewinnung und Verarbeitung aus.
- Eine effiziente Wärmedämmung vom Dach bis zum Keller reduziert den Heizbedarf im Winter und den Energieaufwand für die Kühlung im Sommer. Passivhäuser maximieren beziehungsweise minimieren die Sonneneinstrahlung über das Jahr durch strategisch platzierte Fenster und eine spezielle Architektur. Zusätzlich sorgen Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung dafür, dass frische Luft ins Gebäude gelangt, ohne dass die bereits im Gebäude vorhandene Wärme verloren geht.
- Fassadenbegrünung kann den Wärmeverlust eines Gebäudes senken und die Luftqualität durch das Filtern von Staubpartikeln verbessern. Ein wichtiger Aspekt ist auch der Schutz des Gebäudes, da begrünte Fassaden und Dächer die Lebensdauer der Bauteile verlängern können. Ökobilanzen zeigen, dass die Fassadenbegrünung Heiz- und Kühlenergie reduziert sowie effektiv CO₂ in den Pflanzen bindet.
- Nachhaltige Energien wie Solarenergie, Windenergie und Geothermie bieten eine umweltfreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen. Ihre Integration in die Gebäudeinfrastruktur ermöglicht es, die Emissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg zu minimieren.
- Durch intelligente Steuerungssysteme können Energieflüsse effizient verwaltet werden, indem beispielsweise die Beleuchtung, Heizung und Kühlung nur dann aktiviert werden, wenn sie tatsächlich erforderlich sind. Diese Technologien senken den Energieverbrauch und verbessern zusätzlich den Wohnkomfort und die Lebensqualität der Bewohner. Die Kombination aus erneuerbaren Energiequellen und Smart-Home-Technologien ermöglicht es, Gebäude zu konstruieren, die nicht nur ihren eigenen Energiebedarf decken, sondern auch überschüssige Energie ins lokale Netz einspeisen können.
Die Realisierung klimaneutraler und klimapositiver Gebäude erfordert jedoch nicht nur den Einsatz fortschrittlicher Technologien, sondern auch ein Umdenken in der Planung und Umsetzung von Bauprojekten. Architekten, Ingenieure und Bauherren müssen zusammenarbeiten, um innovative Lösungen zu entwickeln, die sowohl ökologisch nachhaltig als auch ökonomisch tragfähig sind. Durch den bewussten Einsatz von erneuerbaren Energien und die Implementierung intelligenter Gebäudetechnik kann der Bausektor einen entscheidenden Schritt hin zu einer nachhaltigeren Zukunft gehen und gleichzeitig die Lebensqualität der Menschen verbessern.