ArtikelHeizung/Warmwasser

Der rote Teppich für Wärmepumpen?

Autorin/Redakteur: Christa Jäger-Schrödl, Journalistin und Pressesprecherin der green consult services gmbH/gg

Sind die Vorbehalte und Ängste mancher Immobilien­besitzer vor der Wärmepumpen-Technologie wirklich begründet? Wenn gerade dort, wo im Winter die niedrigsten Temperaturen in Europa herrschen, die meisten Wärmepumpen im Einsatz sind.

Bild: Christa Jäger-Schrödl

Ob Neu- oder Altbau, für hohe oder niedrige Vorlauf­temperaturen – die Heizungshersteller haben der Wärmepumpe den roten Teppich ausgerollt. Die Wärmepumpen-Technologie ist längst den Kinderschuhen entwachsen. Während sie im Neubau seit Jahren Marktführer unter den eingebauten Heizungsanlagen ist, sieht es in Sachen Bestandsimmobilien sehr viel schlechter aus. Es ist schade, dass es in der Bevölkerung noch immer zahlreiche Vorbehalte gegen Wärmepumpen gibt.

Sind die Ängste mancher Eigentümer, dass eine Wärmepumpe im Winter nicht die gewünschte Wärme in die Wohnung bringen könnte, tatsächlich begründet?

In Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark, die allesamt im Durchschnitt kältere und längere Winter haben als Deutschland, wird sehr viel häufiger als bei uns mit Wärmepumpen geheizt. Wenn man auf den Zustand der Gebäude in diesen Ländern schaut, zeichnet sich kein eklatanter Unterschied zu Deutschland ab. Laut einer Erhebung des Münchner Unternehmens tado, das Thermostate vertreibt, verlieren Gebäude in Norwegen über einen Zeitraum von fünf Stunden durchschnittlich 0,9 Grad Celsius an Wärme. In Deutschland ist es der Auswertung zufolge 1 Grad. Schweden und Dänemark schneiden mit jeweils 1,2 Grad Celsius sogar etwas schlechter ab. Darüber hinaus zeigen die Daten der Europäischen Kommission, dass in den skandinavischen Ländern der Gebäudebestand ähnlich alt ist wie in Deutschland. Über die Hälfte der Wohnhäuser in Dänemark und Schweden wurden vor 1970 errichtet – genau wie hierzulande. Überraschend in diesem Zusammenhang ist, dass in Skandinavien keine großartigen Sanierungsprojekte notwendig waren, um Wärmepumpen zu installieren und zu betreiben.

Bild: green consult services GmbH

Die Erfahrung aus Nordeuropa zeigt deutlich, dass man ohne großen Aufwand Wärmepumpen in Bestandsbauten ähnlich wie eine Gas- oder Ölheizung betreiben kann. Darauf verweist auch das Fraunhofer-Institut, das in mehreren Studien untersucht hat, wie die neue Heiztechnik in älteren Wohnhäusern läuft. Die Heizungs-Umbaumaßnahmen für Wärmepumpen wurden übrigens auch in Skandinavien mit Steuererleichterungen und direkten Förderungen bezuschusst, ganz ähnlich wie in Deutschland auch.

In der Vergangenheit wurden Wärmepumpen in Altbauten nur dann für sinnvoll erachtet, wenn dort eine Fußbodenheizung installiert ist. Warum sieht man das heute anders?

Bei Fußbodenheizungen war die Wärmepumpe schon immer die erste Wahl, wenn es ums Heizen mit erneuerbaren Energien geht. Bei Heizkörperheizungen dagegen war es bis vor einiger Zeit tatsächlich so, dass die damaligen Wärmepumpen oft nur mit erheblich mehr Strom die gewünschten Temperaturen erreichen konnten. Doch die technische Entwicklung hat in den letzten Jahren einen enormen Fortschritt gemacht. Namhafte Hersteller wie zum Beispiel KRONOTERM haben heute Wärmepumpen im Angebot, die effizient 65 bis 75 Grad erreichen. Das heißt, dass man meist die bestehenden Heizkörper behalten kann. Besonders energie­effizient sind die neuen, sogenannten Propan-Wärmepumpen, die mit dem natürlichen Kältemittel R290 arbeiten.

Bild: green consult services GmbH

Worauf sollte der Laie bei der Auswahl einer Wärmepumpe achten?

Wichtig für die Anschaffung und für den Vergleich von Wärmepumpen ist, dass man auf eine möglichst hohe Jahresarbeitszahl (JAZ oder SCOP) achtet. Werte über 4,0 sind ideal. Die JAZ gibt das Verhältnis von abgegebener Wärme und des dazu erforderlichen Aufwands im Jahresmittel an. Ein JAZ von 4,0 bedeutet, dass für vier kWh Heizwärme ein kWh elektrischer Energie erforderlich ist. Je höher die JAZ, desto energieeffizienter, umweltfreundlicher und kostengünstiger arbeitet die Wärme­pumpe. Wenn der Hersteller nur eine einzelne Leistungszahl (COP) angibt, sollte Ihnen das nicht reichen. Sie gibt lediglich eine theoretische Leistung an und berücksichtigt nicht die wichtigen Faktoren im laufenden Betrieb.

Ganz wichtig bei der Anschaffung einer Wärmepumpe ist die optimale Größe für Ihre Räume. Das spart bares Geld schon bei der Anschaffung. Sie sollte aber keinesfalls zu klein sein, sonst springt an kalten Tagen der Heizstab mehrfach an und das kostet unnötige Energie. Überlassen Sie die Berechnung der Heizlast für Ihr Haus, Ihre Wohnung oder auch für das Büro unbedingt einem Fachmann, damit Ihre Wärmepumpe effizient arbeitet. Der niedrige Wartungs­bedarf ist ein zusätzlicher Pluspunkt. Trotzdem sollte man das Heizsystem regelmäßig prüfen lassen, damit die Wirtschaftlichkeit erhalten bleibt.