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Land NRW und RWE Innogy weihen Pilotanlage zum Fischschutz ein

WK Unkelkmühle

NRW-Umweltminister Johannes Remmel und Dr. Hans Bünting, Geschäftsführer der RWE Innogy, haben die Fischschutz-Pilotanlage am Wasserkraftwerk Unkelmühle offiziell eingeweiht. Das Kraftwerk an der Sieg wurde ab 2011 in eine Pilotanlage für den Fischschutz umgebaut, um den Fischen den Auf- und Abstieg an diesem Standort in der Sieg zu ermöglichen. In einem bis zu fünf Jahre laufenden ökologischen und technischen Monitoring wird nun untersucht, wie wirksam die umgesetzten Maßnahmen sind und wie sie möglicherweise weiter verbessert werden können. Des Weiteren soll geklärt werden, wie Anlagen dieser Art mit der wirtschaftlichen Erzeugung von erneuerbarer Energie durch Kleinwasserkraftwerke vereinbar sind.

Johannes Remmel sagte: “Die Nutzung erneuerbarer Energien und lebendige Gewässer sollen in NRW nicht im Gegensatz zueinander stehen. So ist es unser Ziel, die biologische Vielfalt in unseren Bächen und Flüssen zu erhalten und zu vermehren, sowie ehemals in NRW heimische Wanderfischarten wieder anzusiedeln. Der Lachs ist ein besonderes Symbol für den Erfolg unserer langjährigen Anstrengungen. Bisher sind mehr als 3.900 Lachse, die meisten in der Sieg, wieder aus dem Meer nach NRW zurückgekehrt. Diese Zahl soll durch die Verbesserung des Fischschutzes an bestehenden Wasserkraftanlagen künftig weiter steigen.”

Dr. Hans Bünting ergänzte: “Die Wasserkraft ist ein wichtiger Baustein für die Energiewende. Sie hält dem Wettbewerb mit der konventionellen Stromerzeugung stand und ist zudem gut steuerbar. Daher haben wir unser Wasserkraftwerk Unkelmühle gerne als Pilotanlage für diesen Langzeitversuch zur Verfügung gestellt. Er wird uns wichtige Hinweise geben, wie wir den wirtschaftlichen Betrieb von Wasserkraftwerken sicherstellen und gleichzeitig noch umweltverträglicher gestalten können. RWE verfügt über langjährige Erfahrung im Betrieb von Wasserkraftwerken im Einklang mit dem Fischschutz. Wir freuen uns daher über die Zusammenarbeit mit dem Land NRW in diesem Bereich.”

Das Vorhaben ist Teil des Wanderfischprogramms NRW zur Verbesserung der Sieg für Fischarten, die auf unterschiedliche Lebensräume einer Flusslandschaft als Laich-, Aufwuchs- oder Nahrungsgewässer angewiesen sind und zwischen Fluss und Meer hin und her wandern. Hierzu zählen insbesondere Lachs und Aal.

Als erste Anlage im Siegsystem ist das Wasserkraftwerk Unkelmühle gut als Teststandort geeignet, da es in seiner Größe und Leistung einem typischen Wasserkraftwerk in NRW entspricht. Zudem liegt das Kraftwerk in einem Gewässer mit bestens dokumentierten Lachs- und Aalpopulationen, die sich durch die Verbesserung der Gewässerqualität und der Fischdurchgängigkeit erst dort in dieser Form wieder ansiedeln konnten.

Um die Durchgängigkeit und den Fischschutz (das unbeschadete Passieren von Wasserkraftwerken) für Lachs und Aal an der Sieg zu testen und gegebenenfalls zu verbessern, wurden an der Pilotanlage neuartige Feinrechen mit einer Stabweite von zehn Millimeter installiert. Der enge Stababstand soll verhindern, dass flussabwärtswandernde Fische in die Turbinen gelangen und dort geschädigt werden. In einem anspruchsvollen biologischen Monitoring soll die Wirksamkeit der Maßnahmen für Lachs und Aal getestet werden. Die Auswirkung der geringen Rechenstabsabstände auf die Energieerzeugung der Wasserkraftanlage wird ebenfalls im täglichen Betrieb überprüft werden. Die Ergebnisse werden nach Abschluss des Monitorings bewertet, um zu beurteilen, inwieweit derartige Maßnahmen und die effiziente Energieerzeugung an Wasserkraftanlagen sich gegenseitig beeinflussen.

An der Unkelmühle werden verschiedene Möglichkeiten getestet, wie Fische die Kraftwerksturbinen umgehen können, um vom Ober- ins Unterwasser abzuwandern: Oberhalb des Rechens gibt es eine Fließrinne, durch die an der Oberfläche wandernde Fische, wie Lachse, das Kraftwerk passieren können. So genannte Aalrohre sind für Fische vorgesehen, die eher am Gewässergrund abwandern. Zudem wird eine Bottom-Gallery für Aale getestet. Quer zum Einlaufkanal fängt eine klappenartige Vorrichtung am Boden durch wechselndes Öffnen und Schließen Aale ein und leitet sie um die Wasserkraftanlage herum.

Bereits 1990 wurde am Wasserkraftwerk Unkelmühle eine Blocksteinrampe und ein sogenannter Denilfischpass installiert, damit die schwimmstarken Fische vor den Turbinenausläufen an der Wasserkraftanlage vorbei in das Oberwasser gelangen können. Heute ist in der Unkelmühle ein aktuellen Anforderungen entsprechender technischer Fischaufstieg installiert, der aus 27 stufenförmig angelegten Becken besteht. So können alle Fischarten die Höhendifferenz von drei Metern überwinden.

Die verschiedenen Wanderwege sind mit Messeinrichtungen ausgestattet. Hier werden die wandernden Fische von Fachkräften gezählt und teilweise untersucht. Zusätzlich werden Lachse und Aale mit Miniatursendern ausgestattet und telemetrisch erfasst, um die Wanderwege an der Wasserkraftanlage detailliert verfolgen zu können.

Das Laufwasserkraftwerk liegt in der Gemeinde Windeck an der Sieg. Mit einer installierten Leistung von 420 Kilowatt erzeugt das Kraftwerk seit seiner Inbetriebnahme 1924 ausreichend Strom, um jährlich über 500 Haushalte klimafreundlich zu versorgen.

Weitere Informationen: www.rweinnogy.com

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