Interview mit Michael Aigner, Inhaber und Geschäftsführer der Aton-Solar GmbH, zum Thema „Energiepolitik der großen Koalition“
Wir haben ein Interview mit Michael Aigner, Inhaber und Geschäftsführer der Aton-Solar GmbH, zum Thema „Energiepolitik der großen Koalition“ geführt.
DeinEnergieportal: „Die neue Bundesregierung scheint einen Kurswechsel bei der Energiepolitik zu planen. Zumindest geben die letzten Vorschläge des Energie- beziehungsweise Wirtschaftsministers Gabriel einen Hinweis in diese Richtung. Welche konkreten Entwicklungen erwarten Sie für die nächsten Monate?“
Aigner: „Die Bundesregierung bremst die Energiewende de facto aus. Der Entwurf zur EEG-Reform enthält vor allem für die Photovoltaik zahlreiche bittere Pillen. Weitere Senkungen der Einspeisevergütung werden der PV-Branche erhebliche Schwierigkeiten bereiten. Die geplante weitere Drosselung des PV-Ausbaus wird Untersuchungen des Öko-Instituts zufolge hingegen die Stromkosten kaum reduzieren. Sinnvoller ist es, die Liste umlagebefreiter Betrieb zu durchforsten. Dieser ‚Soli‘ der Verbraucher für Unternehmen macht die Energiewende unnötig teuer und belastet die Falschen.“
DeinEnergieportal: „Welche Auswirkungen werden diese Entwicklungen auf Ihr Geschäft vermutlich haben?“
Aigner: „Der Markt für Photovoltaik ist stark eingebrochen. Kürzungen bei der Einspeisevergütung haben Großanlagen finanziell unattraktiver gemacht. Als Großhändler für Solartechnologie setze ich deshalb auf Privathaushalte. Beim Eigenverbrauch erreichen wir mit unserer Berechnungsmethode eine Autarkiequote von oft 70 Prozent. Das rechnet sich für Hausbesitzer. Und es entlastet die Netze. Skandalös ist, dass Gabriel Eigenstromerzeuger an der EEG-Umlage beteiligen will. Das ist wie Abgaben auf selbst verzehrte Äpfel aus dem eigenen Obstgarten.“
DeinEnergieportal: „Welches Vorgehen für die Zukunft halten Sie persönlich für am sinnvollsten?“
Aigner: „Die Energiepolitik ist zentralistisch und stärkt große Energiekonzerne. Sei es bei den großen Windparks in der Nordsee, sei es beim Trassenbau. Dabei müsste die dezentrale Versorgung forciert werden. Photovoltaik ist eine gute Alternative. Auch Stadtwerke haben starke Ideen zum Thema regenerative Energien. Beides entlastet bildlich gesprochen die Autobahnen der Stromtrassen und stärkt die Kreisstraßen. Die Diskussion um Trassenführungen lässt sich dann entspannter führen.“
DeinEnergieportal: „Welche Konsequenzen werden sich Ihrer Meinung nach sonst noch aus der Energiepolitik der Bundesregierung ergeben?“
Aigner: „Die fossile Energiegewinnung wird gestärkt. Bereits heute ist die Verstromung des Klimakillers Kohle wieder auf dem Niveau von 1990. Der CO2-Ausstoss steigt – auf Kosten von Mensch und Umwelt. Innovative Firmen werden sich jetzt überlegen, ob sie ihre FuE-Tätigkeiten im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz nicht zurückfahren. Auch der Verbraucher ist verunsichert. Die Gefahr besteht, dass wir vom Schrittmacher zum Schlusslicht bei der Technologieentwicklung erneuerbarer Energien werden. Dabei zeigt ein Blick nach China: Die fossile Energieerzeugung ist die wahre Innovations- und Entwicklungsbremse.“
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